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Mit neuen Richtlinien: Nervenschmerzen richtig messen

Mit Hilfe der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) lässt sich die neuropathische Schmerzsymptomatik genauer analysieren. Doch wie kann man dieses Verfahren, das stark von der Mitarbeit des Patienten abhängt, standardisieren –  und hohe Qualität sichern? Antwort darauf bieten die erstmalig erschienenen Zertifizierungsrichtlinien für QST- Labore. Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Deutsche Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) hat die Richtlinien zusammen mit der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) erarbeitet und in der Zeitschrift „Der Schmerz“ publiziert.

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Die Diagnose neuropathischer Schmerzen stellt nach wie vor eine große Herausforderung dar, da das Beschwerdebild individuell große Unterschiede aufweist. Die Quantitativ Sensorische Testung (QST) ermöglicht mit einfachen Mitteln eine umfassende Analyse der neuropathischen Schmerzsymptomatik und bildet damit die Basis für eine gezieltere Therapie.

Hohen Qualitätsstandard der QST sichern

Die zunehmende Verbreitung der QST erfordert eine Standardisierung des Verfahrens. Zum einen, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Zum anderen, um Faktoren, die die Mitarbeit des Patienten beeinflussen können, zu berücksichtigen bzw. Zu kontrollieren. „Die Erhebung von Normwerten unter standardisierten Bedingungen ist bei der QST genauso essentiell wie bei konventionellen elektrophysiologischen Verfahren. Nur so lässt sich ein hoher Qualitätsstandard sichern. Um diesen Standard zentrumsübergreifend zu etablieren und zu gewährleisten, haben wir zusammen mit der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes DGSS einen QST-Kriterienkatalog entwickelt.“, erläutern Dr. Christian Geber, Mainz, und Dr. Andrea Scherens, Bochum, die im Deutschen Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) federführend an der Formulierung der Leitlinien beteiligt waren.

Mit Richtlinien zur Zertifizierung

Die Zertifizierungsrichtlinien umfassen die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität eines QST-Labors. Die Kriterien prüfen letztlich, ob die Anforderungen an räumliche, apparative und personelle Ausstattung erfüllt sind und auch die richtige Interpretation der QST-Ergebnisse gewährleistet ist. Auf Grundlage dieser Richtlinien können QST-Labore das Zertifikat „Quantitative Sensorische Testung nach Profilen des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz“ über die paincert GmbH erwerben. Dazu Prof. Christoph Maier, Bochum, Leiter der an den Richtlinien beteiligten DFNS-Arbeitsgruppe: „Die Zertifizierung ist keineswegs nur auf die QST-Testbatterie des DFNS beschränkt.
Sofern die Ergebnisqualität gewährleistet ist, erlaubt sie auch die Implementierung weiterer diagnostischer Methoden wie beispielsweise laserevozierte Potenziale oder Hautbiopsien. Letztlich hoffen wir mit den Richtlinien, die diagnostische Wertigkeit der QST erhöhen und die Versorgung der Patienten verbessern zu können.“

Die Grundlage: QST-Batterie nach Kriterien des DFNS

Der DFNS konnte das Verfahren der QST durch Entwicklung eines standardisierten QST-Protokolls optimieren. Schulungen des Forscherteams um Prof. Rolf-Detlef Treede, Mannheim, sicherten die standardisierte Anwendung der QST im DFNS. Die QST-Batterie des DFNS geht den neuropathischen Schmerzen mit 7 Tests, bei denen insgesamt 13 Parameter erfasst werden, auf den Grund. Geprüft werden verschiedene Eigenschaften des Temperaturempfindens, der Wahrnehmung und Sensitivität von Berührung und Schmerz sowie diverse Schmerzschwellen.

Mit Hilfe dieser QST-Batterie konnte der DFNS etwa 1200 Patienten sowie etwa 180 gesunde Probanden untersuchen. Die ermittelten QST- Werte sind wichtiger Baustein der Datenbank Neuropathischer Schmerz, die von der Arbeitsgruppe um Prof. Christoph Maier verwaltet wird. Durch den direkten Vergleich der Patientendaten mit den gesunden Probanden konnten standardisierte Normwerte für jeden QST-Test ermittelt werden. Damit erlaubt die QST nach dem Protokoll des DFNS Aussagen darüber, ob ein neuropathischer Schmerz und welche Schmerzformen genau vorliegen.

Literatur: Geber C, Scherens A, Pfau D, Nestler N, Zenz M, Tölle T, Baron R, Treede RD, Maier C (2009) Zertifizierungsrichtlinien für QST- Labore. Der Schmerz 23(1):65-69.

Bildmaterial: Download unter

muenchen.de/dfns/presse/bilder_PI_QST_ZertLL_022009.html>

Über den Deutschen Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) Ziel des seit 2002 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz (DFNS) ist, die medizinische Versorgung von Patienten mit Nervenschmerzen grundlegend zu verbessern. Der DFNS erforscht dazu die Pathophysiologie, Prävention und Therapie neuropathischer Schmerzen.
Alle Projekte des DFNS sind darauf ausgerichtet, den klinisch- wissenschaftlichen Leitgedanken, dass jeder einzelne Schmerzmechanismus eine spezifische Therapie erfordert, kurz die mechanismen-orientierte Therapie, in konkrete und zeitnah klinisch anwendbare Ergebnisse umzusetzen. Die beiden Sprecher des DFNS sind Prof. Ralf Baron, Kiel, und Prof. Thomas R. Tölle, München.

Ansprechpartner:
Dr. med. Christian Geber
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Universitätsmedizin der
Johannes Gutenberg-Universität
Langenbeckstrasse 1
55131 Mainz
Tel.: 06131-17-5984
E-Mail: geber@uni-mainz.de

Prof. Dr. Med. Christoph Maier
Klinik für Anaesthesiologie, Intensiv-,
Palliativ – und Schmerzmedizin
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Ruhr-Universität Bochum
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Tel.: 0234-302-6366
E-Mail: christoph.maier@rub.de

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