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Magenbakterium Helicobacter pylori schützt vor Asthma

Die Infektion mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori schützt zuverlässig vor Allergie bedingtem Asthma. Dies können Immunologen der Universität Zürich gemeinsam mit Allergiespezialisten der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz am Tiermodell nachweisen. Ihre Ergebnisse haben sie in der Fachzeitschrift «Journal of Clinical Investigation» publiziert. Sie bestätigen damit die kürzlich geäußerte Hypothese, dass die dramatische Zunahme von Allergieerkrankungen in Industriegesellschaften mit dem fortschreitenden Verlust an spezifischen Mikroorganismen zusammenhängt, welche den menschlichen Körper besiedeln.

Allergie bedingtes Asthma ist in der industrialisierten Welt seit Jahrzehnten auf dem Vormarsch und nimmt inzwischen geradezu epidemische Ausmasse an. Erklärt wird die rapide Zunahme an allergischen Atemwegserkrankungen mit Luftverschmutzung, Rauchen, der Hygiene-Hypothese und dem weit verbreiteten Einsatz von Antibiotika. Die Hygiene-Hypothese besagt, dass moderne Hygienemassnahmen zu einem Mangel an infektiösen Reizen geführt haben, welche für die normale Reifung des Immunsystems wichtig wären. Jetzt weisen Wissenschaftler der Universität Zürich und der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in einem Artikel im «Journal of Clinical Investigation» nach, dass die Zunahme an Asthmaerkrankungen möglicherweise auf das gezielte Ausmerzen des Magenbakteriums Helicobacter pylori (H. pylori) in den westlichen Gesellschaften zurückzuführen ist.

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Bei H. pylori handelt es sich um ein Bakterium, das gegen Magensäure resistent ist. Gemäss Schätzungen dürfte rund die Hälfte aller Menschen weltweit von H. pylori befallen sein. Der Befall ist häufig ohne Symptome, kann aber unter gewissen Voraussetzungen Gastritis, Magen- bzw. Zwölffingerdarmgeschwüre und Magenkrebs auslösen. Aus diesem Grund wird H. pylori oft prophylaktisch mit Antibiotika ausgerottet, selbst wenn keine Beschwerden vorliegen.

Frühe Infektion mit H. pylori schützt vor Asthma
Für ihre Untersuchungen infizierten die Forscher Mäuse mit H. pylori-Bakterien. Wurden die Mäuse im Alter von wenigen Tagen infiziert, entwickelten sie immunologische Toleranz gegenüber dem Bakterium und reagierten selbst auf starke, Asthma auslösende Allergene nicht oder nur geringfügig. Mäuse, die erst im adulten Alter mit H. pylori infiziert wurden, genossen dagegen einen weitaus schwächeren Schutz. «Die frühe Infektion verhindert den Reifeprozess der dendritischen Zellen in der Lunge und führt zu einer Anreicherung von regulatorischen T-Zellen, die für die Unterdrückung von Asthma entscheidend sind», erläutert Anne Müller, Professorin für molekulare Krebsforschung an der Universität Zürich, den Schutzmechanismus.

Wurden regulatorische T-Zellen von infizierten auf nicht-infizierte Mäuse übertragen, genossen auch diese einen wirkungsvollen Schutz vor allergisch bedingtem Asthma. Doch auch früh infizierte Mäuse verloren ihre Resistenz gegen Asthma auslösende Allergene, wenn bei ihnen nach der Sensibilisie-rungsphase H. pylori mit Hilfe von Antibiotika ausgerottet wurde. Gemäss dem Lungen- und Allergie-Spezialisten Christian Taube, Oberarzt an der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitäts-medizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, bestätigen die neuen Resultate die Hypothese, dass die Zunahme von allergischem Asthma in den Industrienationen mit dem weitverbreiteten Einsatz von Antibiotika und dem daraus folgenden Verlust an Mikroorganismen, die den menschlichen Körper dauerhaft besiedeln, zusammenhängen: «Die Erforschung dieser grundlegenden Mechanismen ist für unser Verständnis der Asthma-Erkrankung sehr wichtig, um daraus später präventive und therapeutische Strategien entwickeln zu können.»

Literatur:
Isabelle C. Arnold, Nina Dehzad, Sebastian Reuter, Helen Martin, Burkhard Becher, Christian Taube, Anne Müller, Helicobacter pylori infection prevents allergic asthma in mouse models through the in-duction of regulatory T-cells, Journal of Clinical Investigation, Vol. 121, Nr. 8, doi 10.1172/YCI45041

Kontakte:
Prof. Dr. Anne Müller, Universität Zürich, Institut für molekulare Krebsforschung
Tel. +41 44 635 34 74, E-Mail: mueller@imcr.uzh.ch

PD Dr. Christian Taube, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
E-Mail: christian.taube@unimedizin-mainz.de

Dr. Renée Dillinger-Reiter
Stabsstelle Kommunikation und Presse, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Tel. +49 6131 177424, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de
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One comment

  • Richard Friedel

    27. August 2011

    Asthma – eine Erklärung der neuen erfolgreichen Atemtrainer bzw. IMT-Geräte. (IMT= inspiratory muscle training).
    Es kommt zum Aha-Effekt. Man atmet kraftvoll durch das Loch in so einem Gerät. Diese zuerst freilich befremdliche Praxis bewirkt durch einen Reflex eine mehr oder weniger intensive Bauchatmung und es wird auf magische Weise mehr Luft eingeatmet. Wie wir alle wissen, hat die Bauchatmung unbestritten eine gute Wirkung auf Asthma, aber den traditionellen Übungen fehlt eine starke und eigenartige Saugwirkung wie beim IMT-Gerät.. Man könnte dann Asthma als eine Ausprägung der zu schwachen Einatmung bezeichnen, die die Bronchien nicht ausreichend öffnet, so dass folglich ihr Gewebe durch unnatürliche Kräfte fortschreitend beschädigt wird und das Opfer sich der Erstickung nahe fühlt.

    Außerdem hört man von der Tendenz vieler Asthmatiker zur Mundatmung. Beharrliches Training der Nasenatmung könnte sehr wohl letztere wieder aktivieren, wie Erfolge mit den Geräten gezeigt in der Tat gezeigt haben.

    Die Geräte sind momentan generell kein Thema für Mediziner, aber das dürfte nicht gegen das Ausprobieren sprechen, wenn man nicht eine ärztliche Behandlung einseitig abbricht.

    Besonders verlockend hier ist Möglichkeit, nur das Prinzip der Geräte einmal kostenlos und zweitens sogar effektiver auszuprobieren. Dazu bildet man das Loch durch den Ringspalt zwischen Zeigefinger und den Lippen. Bei der Einatmung wird, wie schon notiert, die Bauchatmung entwickelt und die Atmungsvolumen gesteigert. Wie in Zusammenhang mit einem marktführenden Gerät beschrieben, übt man zweimal täglich und erfährt einen Rückgang asthmatischer Symptome wie Geräusche in der Brust. Bei Benutzung eines Fingers als Drosselelement kann man, anders als mit einem Gerät, die Wirkung gegen Ende der Einatmung steigern,

    Das Prinzip einer Heilatmung mit Wasserpfeife bei Bronchitis wurde durch Prof. Max Hochrein 1962 erläutert. Der Saugdruck betrug bis 5 cm. Wassersäule. Nach 20 Tagen war die Bronchitis geheilt. Der Patient übte dreimal täglich und normalisierte seine Vitalkapazität. Die Sputummenge ging stark zurück.

    Eine billige und wahrscheinlich effektive Alternative zum kommerziellen Gerät kann durch einen pfropfenartign Kunstoffwickel gebildet werden. Man schneidet sich einen etwa 6 cm lang und 2,5 cm breiten Streifen aus genoppter PE-Folie, wie sie bei gepolsterten Kuverts Verwendung findet. Der Wickel wird im aufgerollten Zustand durch einen Gummiring gehalten und wird als „Einatmungshilfe“ zwischen den Lippen gehalten und durch Drücken mit den Lippen und die bei einigen Menschen so störungsanfälligen Druckregelung getunt und trainiert. RF.

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