Botulismus-Bakterien, sonst Ursache von Lebensmittelvergiftungen, helfen möglicherweise beim raschen Abnehmen – und das ohne unangenehme Nebenwirkungen. Italienische Forscher entdeckten diesen überraschenden Effekt an übergewichtigen Ratten, denen sie das Bakteriengift direkt in die Magenwand spritzten. Innerhalb von drei Wochen verloren die Ratten ein Sechstel ihres Körpergewichtes, weil sie weniger assen. Bei übergewichtigen Menschen wäre die Methode deutlich angenehmer als eine Verkleinerung des Magens per Operation.

Das Gift der Bakterie Clostridium botulinium blockiert Nervensignale und lähmt dadurch die Muskeln. Verdorbenes Essen, das grosse Mengen des Giftes enthält, kann monatelange Lähmungen hervorufen und sogar tödlich enden. In kleiner Dosis setzen Ärzte es allerdings bereits gegen eine Vielzahl von Beschwerden ein. Bei Spasmen oder Schreibkrämpfen etwa hindert es die Muskeln am unkontrollierten Zusammenziehen. In den Schliessmuskel injiziert, nutzt man das Gift auch zur Behandlung von Analfissuren, sogenannten Afterrissen.

Anna Rita Bentivoglio von der Università Cattolica del Sacro Cuore in Rom injizierte den Ratten kleine Mengen des Toxins in jenen Bereich der Magenwand, der beim Weitertransport der Nahrung in den Darm hilft. Die Tiere assen wesentlich weniger als eine Kontrollgruppe, weil der Magen länger voll blieb, vermuten die Forscher. Ohne offensichtliche Nebeneffekte verloren die Ratten bis zu 14 Prozent ihres Körpergewichts innerhalb von drei Wochen.

Als die Wirkung des Giftes nachliess, kehrte die Tiere allerdings nach und nach zu ihrem üblichen Appetit zurück. Nach 70 Tagen waren sie wieder bei ihrem normalen Körpergewicht angelangt, berichtete Bentivoglio auf der Internationalen Konferenz für Grundlegende und Therapeutische Aspekte von Botulinus- und Tetanus-Giften, Toxin99. So scheint das Toxin nur für vorübergehende Erleichterung von krankhaftem Übergewicht geeignet, so Bentivoglio. In Kürze will sie die ersten Studien am Menschen beginnen.

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