Probiotika gelten als ein Wundermittel moderner Ernährung: Die Bakterienkulturen sollen Krankheiten vorbeugen oder deren Heilung beschleunigen und für Wohlbefinden sorgen. Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) haben jetzt nachgewiesen, dass Kulturen des Bakterienstamms „E. Coli Nissle“ tatsächlich Darmerkrankungen lindern können: In seiner aktuellen Publikation beschreibt das HZI-Team um die Projektleite-rinnen Dr.
Astrid Westendorf und Dr. Sya Ukena, dass die Bakterien die Darmoberfläche widerstandsfähiger machen, indem sie den Zusammenhalt der Epithelzellen stärken. Die Arbeit ist seit heute im Wissenschaftsportal PloS One online verfügbar.
Unser Darm ist ein komplexes Ökosystem. Dort leben riesige Mengen an Bakterien, die so genannte Darmflora. Sie hilft uns beim Verdauen der Nahrung. Die Oberfläche des Darms hat die Aufgabe, die Bakterien von unserem Körperinneren abzuschotten. Gelangen Mikroorganismen durch das Darmepithel in den Körper, kann es zu schweren Erkrankungen kommen.
Bei chronischen Darmentzündungen ist dies der Fall. Astrid Westendorf: „Wir konnten an Mäusen mit defekter Darmoberfläche zeigen, dass die Einnahme von E. Coli Nissle die Krankheitssymptome abschwächt.
Probiotika wirken tatsächlich “ nicht nur der Glaube daran.“
Für ihre Erkenntnisse untersuchten Westendorf und Ukena Mäuse, die keine natürliche Darmflora besitzen. „Ein Teil dieser Mäuse erhielt mit dem Futter E. Coli Nissle“, erklärt Sya Ukena: „Bei diesen Tieren konnten wir nachweisen, dass vermehrt bestimmte Proteine gebildet werden, die den Zusammenhalt der Epithelzellen stärken. Bei der Vergleichsgruppe war das nicht der Fall.“
Dieses erste Ergebnis überprüfte Ukena dann an Mäusen, die an Kolitis litten: Ihr Darm war chronisch entzündet; sie litten unter Durchfall, Flüssigkeitsverlust und verloren rasch Gewicht. Sya Ukena: „Nachdem diese Mäuse die Probiotika bekamen, verbesserte sich ihr Zustand dramatisch “ der Durchfall liess nach.“ Eine Analyse des Darmgewebes ergab auch hier: Die Epithelzellen hatten die Produktion derjenigen Proteine gesteigert, die ihren Zusammenhalt stärken.
„Unsere Arbeit eröffnet neue Perspektiven bei der Suche wirksamer Therapien chronischer Darmerkrankungen“, ist sich Astrid Westendorf sicher: „Wir werden jetzt untersuchen ob sich Probiotika auch für die Behandlung weiterer chronischer Erkrankungen einsetzen lassen“.