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Rätsel gelöst: Warum Blutverdünner wirken – und warum manchmal nicht

Es gibt Medikamente, die wirken, und niemand weiss warum. Bis vor kurzem galt das auch für die Cumarinderivate, besser bekannt als „Blutverdünner“. In Deutschland müssen mehr als 700.000 Patienten diese Wirkstoffe als Tabletten schlucken, um Blutgerinnseln vorzubeugen. Obwohl schon seit den 40er Jahren eingesetzt, war ihre Wirkungsweise jahrzehntelang unklar. Erst im Jahr 2003 gelang es Privatdozent Dr. med. Johannes Oldenburg gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Würzburg, VKORC1 zu finden – das menschliche Eiweiss, an dem die Cumarinderivate angreifen. Dafür wurde Dr. Oldenburg am 4.4.2005 mit dem Paul-Martini-Preis geehrt. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der Berliner Paul- Martini-Stiftung für herausragende Leistungen in der klinisch- therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen. Die Verleihung findet im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden statt.

Oldenburg und seine Forscherkollegen fanden nicht nur das Eiweiss; sie klärten daran auch auf, warum Cumarinderivate bei manchen Patienten nicht anschlagen: dann ist VCORC1aufgrund genetischer Abweichungen so verändert, dass die Wirkstoffe nicht andocken können. Eine weitere genetische Abweichung führt bei Patienten zu einer verzögerten Blutgerinnung.

Cumarinderivate Cumarinderivate gehören zu den wichtigsten Medikamenten zur „Blutverdünnung“, genauer: zur Dämpfung der Gerinnungsneigung des Blutes bei Patienten mit erhöhtem Risiko, Blutgerinnsel zu bilden. Mehr als 2,7 Millionen Packungen dieser Medikamente mit den Wirkstoffen Phenprocoumon oder Warfarin werden jährlich in deutschen Apotheken abgegeben.

Die Entwicklung dieser Medikamente geht auf eine Zufallsbeobachtung zurück: 1922 verendeten in den USA und in Kanada viele Kühe an inneren Blutungen, nachdem sie verfaulten Klee gefressen hatten. Jahrelang ging man dem Phänomen auf den Grund. Dann wurde eine Substanz, die beim Verfaulen von Heu entsteht, als Ursache dingfest gemacht. Grössere Mengen davon heben die Gerinnungsfähigkeit des Blutes völlig auf, was zu den beobachteten Blutungen führt. Medizinern kam die Idee, dass sie sich – vorsichtig dosiert – als Medikament eignen könnten. Seit den 40er Jahren wurden dann Abwandlungen davon, die Cumarinderivate, tatsächlich bei Patienten als Schutz gegen Blutgerinnsel eingesetzt; sie konnten seither viele Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindern.

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