Wer kennt das nicht: Die Pille, die einem Freund gegen Kopfschmerz hilft, zeigt bei einem selbst keine Wirkung. Pharmakologen der Berliner Charite haben jetzt Genmuster entdeckt, die vielleicht erklären, warum Menschen Medikamente unterschiedlich verarbeiten.
Wissenschaftler unter der Leitung von Ivar Roots nahmen das sogenannte MDR – 1 – Gen unter die Lupe. Das Gen wird immer dann „angeschaltet“, wenn es darum geht, dass eine Zelle giftige Substanzen loswerden will. Sie produziert dann das Protein PGP, das als Rausschmeisser fungiert. In Krebszellen ist das MDR-1-Gen besonders aktiv und Wirkstoffe der Chemotherapie können rasch wirkungslos werden, weil sie vom PGP aus der Zelle geschleust werden.
MDR-1 gibt es in zahlreichen Varianten, berichten die Untersucher im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences: Wer die als TT bezeichnete Form trägt, produziert im Darm nur in sehr geringen Mengen PGP; Arzneien gelangen daher rasch vom Verdauungstrakt aus ins Blut.
Menschen mit dieser genetischen Ausstattung – das ist etwa jeder vierte – dürfen deshalb beispielsweise das Herzmedikament Digoxin nur in niedriger Dosis nehmen. Bei denen, die die seltenere Variante CC tragen, arbeitet recht viel PGP in der Darmwand. Von vielen Wirkstoffen gelangt daher nur wenig ins Blut, weshalb höhere Arzneidosen nötig sind.
Für die Arzneimitteltherapie ist daher hilfreich, zu wissen, welches dieser Genmuster ein Patient besitzt. Der Pharmakologe Ivar Roots erwartet, dass binnen ein bis zwei Jahren ein preisgünstiger Test zur Erkennung der MDR -1 – Varianten zur Verfügung steht.
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