Biologische Unterschiede bei akuter myeloischer Leukaemie Abgrenzung von Untergruppen der AML
Zu den wichtigsten Merkmalen der haeufigsten Form des akuten Blutkrebses beim Erwachsenen, der akuten myeloischen Leukaemie (AML), zaehlen Veraenderungen der Erbtraeger (Chromosomen) in den Leukaemiezellen. Allerdings koennen mit den herkoemmlichen Verfahren bei etwa der Haelfte aller juengeren AML-Patienten keine derartigen Veraenderungen nachgewiesen werden. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich Patienten ohne Chromosomenveraenderungen hinsichtlich der biologischen Merkmale ihrer Erkrankung zum Teil erheblich voneinander unterscheiden und dass bestimmte Unterschiede eine Vorhersage des Erkrankungsverlaufs ermoeglichen.
Dr. med. Stefan Froehling und seiner Arbeitsgruppe in der Abteilung Innere Medizin III (Haematologie, Onkologie, Rheumatologie und Infektionskrankheiten; Aerztlicher Direktor Prof. Dr. Hartmut Doehner) gelang anhand der Analyse von drei Genen mit Hilfe moderner molekularbiologischer Methoden bei mehr als 200 einheitlich behandelten AML-Patienten ohne Chromosomenveraenderungen im Alter von 16 bis 60 Jahren die Abgrenzung von Untergruppen, die hinsichtlich des Verlaufs der Erkrankung grosse Unterschiede aufwiesen. So konnten sowohl Patienten identifiziert werden, die trotz einer intensiven Behandlung rasch einen Rueckfall ihrer Erkrankung erlitten, als auch Patienten mit guten Aussichten auf dauerhafte Heilung.
Die Ergebnisse der Studie von Dr. Froehling verdeutlichen, dass genetische Untersuchungen die Auswahl einer an das individuelle Risiko eines Patienten angepassten Leukaemiebehandlung ermoeglichen koennen. So erscheint es denkbar, Patienten mit bestimmten Veraenderungen der Erbsubstanz der Leukaemiezellen aggressiver zu behandeln (zum Beispiel mit einer Knochenmarktransplantation), waehrend anderen Patienten gegebenenfalls weniger intensive Behandlungsformen angeboten werden koennen. Neben ihrer Bedeutung fuer die Vorhersage des Erkrankungsverlaufs gewaehrt die detaillierte genetische Untersuchung der Leukaemiezellen auch Einblicke in die Mechanismen der Leukaemieentstehung und liefert so Ansatzpunkte fuer die Entwicklung neuartiger Medikamente.
Froehling erhaelt am 2. Juli den Franziska-Kolb-Preis zur Foerderung der Leukaemieforschung 2004, der anlaesslich des Jahrestages der Universitaet Ulm verliehen wird. Der Preis ist mit 4.000 Euro dotiert.
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