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Warum der Winter keine Durststrecke ist

Menschen haben bei Kälte ein geringeres Bedürfnis zu trinken, obwohl sie nicht weniger Wasser brauchen

Menschen haben bei kaltem Wetter weniger Durst, auch wenn sie genauso viel Flüssigkeit verlieren wie in der Wärme. Das hat ein amerikanisches Forscherteam bei Versuchen mit Freiwilligen in einer Kältekammer nachgewiesen. Dabei entdeckten die Wissenschaftler auch den Grund für diese Regulationsstörung: Wenn sich die Blutgefässe an der Körperoberfläche in der Kälte zusammenziehen, bemerkt das Gehirn die Abnahme der Flüssigkeitsmenge im gesamten Körper nicht mehr so schnell und löst daher kein Durstgefühl aus. Robert Kenefick und seine Kollegen von der Universität von New Hampshire in Durham beschreiben ihre Ergebnisse im Fachmagazin Medicine & Science in Sports & Exercise.

Einem drohenden Flüssigkeitsverlust begegnet der Körper im Allgemeinen mit einer aufwändigen Regulation: Sobald der Natriumgehalt im Blut wegen des Wasserverlusts steigt und das Blutvolumen abnimmt, schüttet der Hypothalamus im Gehirn das Hormon Vasopressin aus. Dieser Botenstoff stoppt die Urinproduktion in den Nieren, damit kein weiteres Wasser verloren geht. Gleichzeitig signalisiert das Vasopressin dem Gehirn, ein Durstgefühl zu erzeugen, um das verlorene Wasser wieder aufzufüllen.

Um den Effekt von Kälte auf den Wasserhaushalt und das Durstempfinden zu untersuchen, liessen die Forscher insgesamt 17 männliche Probanden entweder bei 4 oder bei 27 Grad Sport treiben. Dabei zeigte sich eindeutig, dass das Durstgefühl in der Kälte trotz gleichem Flüssigkeitsverlust um 40 Prozent niedriger war als bei den wärmeren Temperaturen. Ausserdem war die Menge an Vasopressin im Blut der Probanden aus der Kühlkammer geringer als bei den anderen Freiwilligen.

In der Kälte verengen sich die Blutgefässe, damit möglichst wenig Wärme an der Körperoberfläche verloren geht, erklärt Kenefick die Ergebnisse. Dadurch steigt im Inneren des Körpers die Blutmenge an und dem Gehirn wird keine Volumenverringerung gemeldet. Die Folge: Die Vasopression-Produktion bleibt trotz des erhöhten Natriumgehalts im Blut gering und der Mensch verspürt keinen Durst.

Das ist besonders deswegen problematisch, weil eine Dehydrierung des Körpers kein typisches Sommerphänomen ist, wie viele Menschen annehmen. Gerade im Winter verliert der Körper beispielsweise beim Atmen und beim Schwitzen viel Flüssigkeit. Besonders das Schwitzen wird jedoch häufig nicht bemerkt, da der Schweiss in kalter, trockener Luft sehr schnell verdunstet.

ddp/wissenschaft.de “ Ilka Lehnen-Beyel

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