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Phytotherapie/Pflanzenheilkunde

Heilpflanzen begleiten den Menschen seit seinen Anfängen durch alle Zeitalter hindurch bis in die Gegenwart. Phytotherapie verbindet die jahrtausendealte Erfahrung traditioneller Heilkräuterkunde mit den Ergebnissen neuzeitlicher Arzneipflanzenforschung. Dieser weite historische Bogen ist ein spannender Aspekt der Phytotherapie und macht sie zudem zur idealen Brücke zwischen Medizin und Naturheilkunde.

Phytotherapie orientiert sich an Wirkstoffen und unterscheidet sich damit von anderen komplementärmedizinischen Heilverfahren wie Homöopathie, Bachblüten-Therapie, Anthroposophischer Medizin, Schüsslersalzen, Spagyrik, TCM etc. – die ihrerseits auf eigenen Weltbildern und Theoriesystemen basieren.

Phytotherapie bringt Heilpflanzen in vielfältigen Formen zur Anwendung, zum Beispiel als Tee, Tinktur, Extrakt oder Salbe, inhalativ als ätherisches Öl, als Bad oder Wickel usw.

Phytotherapie eignet sich zur Vorbeugung und Behandlung zahlreicher gesundheitlicher Störungen und Krankheiten. Sie muss sich aber auch immer wieder selbstkritisch mit ihren Grenzen auseinandersetzen.

Wann ist Phytotherapie sinnvoll?

1. Als Alternative zu chemisch-synthetischen Medikamenten.

Bei verschiedenen Beschwerdebildern stehen sowohl chemisch-synthetische als auch pflanzliche Arzneimittel mit ähnlicher Wirksamkeit zur Verfügung. Ein Beispiel dafür sind Johanniskraut-Präparate bei leichten und mittleren Depressionen. Eine ganze Reihe von Studien belegt, dass sie synthetischen Antidepressiva ebenbürtig sind. In solchen Fällen besteht eine Wahlmöglichkeit. Weil die pflanzliche Variante meist weniger unerwünschte Nebenwirkungen zeigt, ist es in solchen Fällen oft sehr vernünftig, sie vorzuziehen.

2. Bei „Befindlichkeitsstörungen“

Ein grosser Teil der Beschwerden sind zwar lästig, beeinträchtigen vorübergehend die Lebensqualität und sind trotzdem nicht als echte Krankheiten zu bezeichnen. Leichte Nervosität, eine temporäre, geringfügige Magenverstimmung oder gelegentliche Einschlafschwierigkeiten “ solche Störungen brauchen keine „harten“ Behandlungen mit chemisch-synthetischen Medikamenten. Pflanzliche Heilmittel können hier mit ihrer meist sanften Wirkung gut Abhilfe schaffen “ und das mit geringerem Risiko.

3. Im Frühstadium von Erkrankungen

Bei den ersten Symptomen einer Erkrankung angewendet, können pflanzliche Arzneimittel so wirksam sein, dass die Krankheit gar nicht voll ausbricht. Das lässt sich beispielsweise beobachten, wenn Sie bei den ersten Anzeichen einer Erkältung ein warmes Kräuterbad nehmen. Aber auch manche leichtere Blasenentzündung lässt sich mit pflanzlichen Mitteln im Anfangsstadium noch kupieren.

4. Wenn keine Alternative verfügbar ist

In gewissen Bereichen gibt es gar keine chemisch-synthetischen Medikamente. Beispiele dafür sind die Leberschutzwirkung des Wirkstoffs Silymarin aus der Mariendistel, die Verbesserung der Stressbewältigung durch Ginseng oder die Anregung des Immunsystems durch Sonnenhut (Echinacea) oder Umckaloabo.

5. Ergänzend zu chemisch-synthetischen oder anderen Therapien

Die Wirkung pflanzlicher Heilmittel stösst in manchen Fällen an Grenzen. Für viele schwere, ernsthafte oder gar lebensbedrohliche Krankheiten reichen sie allein nicht aus. Hier wäre es unverantwortlich, auf chemisch-synthetische Arzneimittel zu verzichten. Oft eignen sich in solchen Fällen aber Heilmittel der Phytotherapie als begleitende Behandlung. Sie können dann genutzt werden zur Wirkungsverstärkung der Medikamente, zur Verminderung unerwünschter Wirkungen oder zur Verbesserung von Wohlbefinden und Lebensqualität. So bringt beispielsweise die Anwendung von Heilpflanzen gegen Tumore nicht den durchschlagenden Erfolg, der in solchen Situationen eben nötig wäre. Mit Heilpflanzen lassen sich aber zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen von Chemo- oder Strahlentherapien lindern. Das kann ein nicht zu unterschätzender Gewinn an Lebensqualität sein.

Quelle: Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie, Winterthur

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