Wissenschaftler der Fondazione Ospedale Maggiore Policlinico Mangiagalli e Regina Elena http://www.policlinico.mi.it haben eine alternative Methode zur Behandlung von Depressionskrankheiten entwickelt. Besonders schwere oder mit herkömmlichen Pharmazeutika nicht heilbare Erscheinungsformen können künftig mit elektrischem Gleichstrom geheilt werden.
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„Es handelt sich um einen sehr einfachen und wenig invasiven Ansatz, der auch als flankierende Maßnahme zu den üblichen Therapien genutzt werden kann“, erklärte die Projektleiterin Roberta Ferrucci. „Zwei an der Kopfhaut des Patienten angebrachte Elektroden werden mit einem einer Taschenlampe ähnlichen Gerät verbunden und für wenige Minuten einem Niedrigvoltstrom von ein bis zwei Milliampere ausgesetzt. Die dadurch ausgelösten Funktionsänderungen im Gehirn behalten auch mehrere Stunden nach der Stromabschaltung noch ihre Wirkung.“ Durch dieses Verfahren könnten kürzere Krankenhausaufenthalte und erhebliche Kostenersparnisse beim nationalen Gesundheitsdienst erzielt werden. Die im Fachjargon als „transcranial Direct Current Stimulation“ (tDCS) bezeichnete Methode habe nichts mit dem traditionellen Elektroschock zu tun.
Mit dem Gleichstromverfahren behandelten die Wissenschaftler fünf Tage lang zwei Mal täglich insgesamt fünfzehn Patienten. Bereits nach wenigen Tagen wurde eine über mehrere Wochen anhaltende Besserung festgestellt. „Auch wenn es sich um einen ersten Testlauf handelt, sind die Ergebnisse doch sehr ermutigend“, bestätigt die italienische Forscherin. Immerhin sei beinahe ein Drittel der fünf Millionen an Depressionskrankheiten leidenden Italiener von den besonders schweren Erscheinungsformen betroffen. Das seien diejenigen Fälle, bei denen sich auch nach drei Pharmazyklen kein Erfolg eingestellt habe.
Die Betreuung dieser Patientengruppe sei sehr komplex und erfordere den Einsatz hoch spezialisierter Ärzteteams. Für die Kasse des „Servizio Sanitario Nazionale“ bedeuteten sie eine Ausgabe von fast fünf Mrd. Euro im Jahr. Die herkömmlichen Therapien stießen – da meist invasiv und traumatisch – auf nur wenig Akzeptanz, weshalb die Elektrobehandlung eine aussichtsreiche Alternative biete. Einzelheiten zur Untersuchung der Mailänder Forschergruppe sind in der Fachzeitschrift „Journal of Affective Disorders “ beschrieben.