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Elektrische Felder gegen Gehirntumore

Behandlung mit Wechselfeldern erweist sich in Pilotstudie als vielversprechend

Elektrische Felder können helfen, Gehirntumore ohne Operation zu bekämpfen und die Lebenserwartung der Betroffenen zu erhöhen. Das zeigt eine kleine Studie mit zehn Freiwilligen, die bis zu 18 Monate lang mit auf ihrer Kopfhaut befestigten Elektroden lebten. In vier der Patienten stoppte das Wachstum der bösartigen Wucherungen während der Behandlung, vier weitere Tumore schrumpften, wobei in einem Fall der Krebs sogar vollständig verschwand. Nebenwirkungen habe es abgesehen von leichten Hautirritationen nicht gegeben, berichten die Forscher von der israelischen Firma NovoCure, die für die Durchführung der Studien verantwortlich ist. Im Moment bereiten die Wissenschaftler eine grössere Studie mit 200 Teilnehmern vor.

Die von den Wissenschaftlern verwendeten Wechselfelder werden von einem batteriebetriebenen Gerät erzeugt und liegen mit einer Frequenz von 200 Kilohertz im mittleren Frequenzbereich. Schon in früheren Studien hat sich gezeigt, dass solche Felder das Wachstum von Zellen im Labor stoppen können, weil sie in den Zellteilungsprozess eingreifen: Sie blockieren die Bildung einer fadenartigen Struktur während der Teilung und verhindern so, dass sich das Erbgut auf die beiden Tochterzellen aufteilt. Als Folge davon stoppt die Zelle den Teilungsprozess und stirbt. Der Ansatz erschien den Forschern besonders deswegen vielversprechend für die Krebstherapie, weil sich Krebszellen im Gegensatz zu den meisten anderen Körperzellen ständig teilen.

Diese Vermutung bestätigte sich nun auch in der Pilotstudie. Die zehn Teilnehmer litten an Glioblastomen im Gehirn, einer Krebsart, die als sehr aggressiv gilt. Für die Studie wurden ihnen vier Elektroden so auf die Kopfhaut geklebt, dass das elektrische Feld genau auf den Tumor gerichgtet war. Diese Anordnung blieb so lange an Ort und Stelle, bis die Studiendauer von 18 Monaten verstrichen war oder sich die Krankheit verschlimmerte. In acht von zehn Fällen, zeigte ein Vergleich mit früheren Studien, steigerte die Behandlung die Lebenserwartung der Probanden. Bei einer Patientin verschwand der Tumor sogar vollständig, und sie war auch noch zweieinhalb Jahre nach Ende der Studie tumorfrei. Lediglich bei zwei der Studienteilnehmer wuchs der Krebs weiter.

Nebenwirkungen zeigten sich keine, berichten die Forscher. Zwar können Wechselfelder bei niedrigen Frequenzen unterhalb von einem Kilohertz das Wachstum bestimmter Gewebearten stimulieren, während Felder oberhalb von einem Megahertz mit einem Aufheizen des Gewebes in Verbindung gebracht werden. Die hier verwendeten mittleren Frequenzen haben jedoch nach heutigem Wissen keine derartigen Wirkungen. Auch andere nachteilige Effekte, wie sie etwa Chemotherapien haben, seien durch die Behandlung nicht zu erwarten, so die Wissenschaftler. Genauer soll dies nun in der nächsten, grösseren Studie untersucht werden.

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