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Zwei Wirkstoffe überlisten die Schnupfenerreger

US-Forscher haben nun erstmals Substanzen entwickelt, die nicht nur Schnupfensymptome lindern sondern auch die verantwortlichen Viren direkt angreifen. Da es 160 bis 170 verschiedene Erreger gibt, war es bislang schwierig, ein Patentrezept gegen die Volkskrankheit zu finden. Die Schnupfenerreger gehören zu der grossen Gruppe der Picornaviren, denen es immer wieder gelingt, das Immunsystem zu täuschen. Bei der Vielzahl der immunologischen „Gesichter“ dieser Virustypen ist die Immunabwehr zunächst machtlos und braucht eine Woche, um die Vermehrung der Viren zu stoppen.

Notorische Erkältungserreger sind vor allem zwei Virusfamilien: Rhinoviren und bestimmte Enteroviren. 10 bis 30 Erreger verteilt in einem kleinen Wassertropfen reichen bereits aus, um eine Erkältung in Gang zu setzen. Damit sich die Viren in der Nase festsetzen können, müssen sie sich an die so genannten ICAM-1-Rezeptoren binden, die aus der Oberfläche der Schleimhautzellen wie Korkenzieher herausragen.

Den passenden „Korken“ zum ICAM-1-Rezeptor trägt jedes Virus in viefacher Kopie auf seiner Oberfläche. Genau hier setzt der neue Wirkstoff „Tremacamra“ an: er ist eine gentechnisch nachgebaute und in Lösung gebrachte Kopie des ICAM-1-Rezeptors. Maximal 12 Stunden nach einer Infektion mit Rhinoviren sollte das Präparat in die Nase geträufelt werden, um seine Wirkung zu zeigen. Studien an Freiwilligen haben gezeigt, dass der grippale Infekt nicht völlig vermieden werden kann, die Beschwerden aber deutlich abgeschwächt werden.

Besser ausgetestet ist der Wirkstoff „Pleconaril“. Er greift in die fundamentalen Lebensvorgänge der Picornaviren ein und blockiert ihren
natürlichen Vermehrungszyklus. Dabei schleicht sich das Präparat in den Fortpflanzungsablauf ein: werden in der Schleimhautzelle neue
Virenpartikel gebaut, so wird die virale Erbsubstanz mit einem Schutzmantel, dem Viruscapsid, umhüllt. Dieser Mantel besteht aus jeweils 60 Kopien vier verschiedener Eiweisse. Sie umhüllen das Erbgut wie ein Flickenteppich. Pleconaril zwängt sich in die „Flicken“ und stört dadurch die nach aussen gewandte Seite der Hülle. Durch diese Veränderung der dreidimensionalen Molekülstruktur des Capsids können die Erreger nicht mehr an der Schleimhaut andocken und stellen ihre Vermehrung ein. Die Krankheit verläuft abgeschwächt.

Die US-Wissenschaftler an der medizinischen Fakultät der Universität Virginia kamen in einer Studie zu dem Ergebnis, dass unter Pleconaril-Behandlung eine Erkältung durchschnittlich dreieinhalb Tage kürzer dauerte als bei Patienten, die Scheinmedikamente bekamen.
Erkältete, die mit dem Capsid-Inhibitor behandelt wurden, mussten sich nur halb so häufig die Nase putzen.

Weitere Infos finden Sie hier …

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