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Tönende Stützen für das Gedächtnis

Alzheimer-Patienten profitieren von „klingender Medizin“

Musik begleitet den Menschen von der Wiege bis zur Bahre, sie prägt unser Leben – ja gestaltet es sogar. Wenn wir traurig oder von Freude erfüllt sind, hilft sie uns, unsere Gefühle zu verarbeiten bzw. ihnen Ausdruck zu verleihen.

Da die Psyche sehr leicht auf Töne anspricht, ist es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Mediziner das heilende Potenzial der Musik entdeckt haben. Mittlerweile gilt die Musiktherapie als etabliertes Heilverfahren und wird auch vermehrt im klinischen Bereich eingesetzt.

Beispiele aus den USA zeigen, dass es etwa bei Alzheimer-Patienten mit Musik vielversprechende Erfolge gibt. Untersuchungen haben ergeben, dass das musikalische Gedächtnis eines Menschen viel weiter zurückreicht als die normale Erinnerung.

Renommierte Forscher haben mittlerweile bestätigt, dass musikalische Fähigkeiten zu jenen Vermögen gehören, die als letztes verloren gehen, sogar bei weitgehender Zerstörung des Gehirns. Dr. Concetta Tomaino, Direktorin des Institute for Music and Neurologic Function‘ in New York und stellvertretende Präsidentin für Musiktherapie der Beth Abraham Family of Health Services, beschäftigt sich schon lange mit dieser Frage: „Wir wissen heute, dass vertraute Musik die Kapazität hat, beinahe verloren gegangene Erinnerungen von Menschen mit Gedächtnisdefiziten zu stimulieren, Alzheimer-Patienten profitieren also. Klinische Beweise legen nahe, dass das Musikgedächtnis ein anderes Speichersystem im Gehirn benutzt – und eine Übermittlungsbahn, die auch dann noch verfügbar ist, wenn das Gehirn eines Alzheimer-Patienten bereits ,verstummt‘ ist“.

Wie wichtig der Einsatz von Musik im klinischen Bereich ist, davon kann Prof. Dr. Rolf Verres, Vorstand der Abteilung für Medizinische Psychologie der Psychosomatischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg „ein Lied singen“. Für ihn geht es aber nicht nur darum, körperliche Vorgänge positiv zu beeinflussen, er spricht sich dafür aus, dass das Verhältnis zwischen Therapeut und Patient ein musisch-kreatives wird.

Tomaino und Verres sind Referenten des interdisziplinären Kongresses „Mozart & Science“ (1. bis 4. Oktober 2006 in Baden). Mit ihnen werden sich rund vierzig weitere Mediziner, Biologen, Therapeuten und Pädagogen über die Wirkung von Rhythmus und Musik verständigen.

Über die internationale wissenschaftliche Debatte zur Musikwirkung hinausgehend soll der Kongress auch Erkenntnisse und Daten liefern, wie Musik im Krankenhaus, in der Schule und in der Kindererziehung sowie für das Lernen, die Persönlichkeitsentwicklung und für mehr Gesundheit noch besser eingesetzt werden kann.

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