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Starke Magnetfelder helfen bei schwersten Depressionen

Pressemitteilung
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Dr. Andreas Archut,
12.07.2005 11:21

Als letzte Hoffnung bei schwersten Depressionen gilt heute die
Elektrokrampf-Therapie. Doch kann sie noch Wochen nach der Behandlung
das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen. Eine schonende Alternative
scheint die so genannte „transkranielle Magnetstimulation“ zu sein. Zu
diesem Schluss kommen Ärzte und Psychologen des Universitätsklinikums
Bonn in einem Artikel, der jetzt im British Journal of Psychiatry
erschienen ist (Band 186 [2005], Seite 410-416).

Depressionen gelten heute als gut behandelbar: Mit einer
Psychotherapie oder Medikamenten kann man den meisten Betroffenen aus
einer depressiven Epsiode helfen. Etwa fünf Prozent aller Patienten
versinken jedoch so tief in der Schwermut, dass sie auf diese
Heilmethoden nicht mehr ansprechen. Weil Depressionen eine der
häufigsten psychischen Erkrankungen darstellen – jeder Sechste ist
mindestens einmal im Leben betroffen -, ist das eine grosse Zahl.

In diesen Fällen gilt die Elektrokrampf-Therapie (EKT) als ein Mittel
der Wahl. Dabei wird der Kranke narkotisiert. Dann leiten die Ärzte
durch zwei Elektroden Stromimpulse durch seinen Kopf und lösen so
einen epileptischen Anfall aus. Dadurch verändert sich die Hirnchemie
im Stirnbereich, einer Region, die unter anderem Affekte reguliert und
die Aufmerksamkeit steuert.

Wirksame Therapie – schlechtes Image

Jedem zweiten Patienten, der zuvor nicht auf andere Behandlungen
ansprach, geht es nach einer Behandlungsserie von einigen Wochen so
viel besser, dass man ihn mit Medikamenten oder einer Psychotherapie
weiter behandeln kann. „Bei Schwerstdepressiven ist die Elektrokrampf-
Therapie heute immer noch eine wichtige Behandlungsoption“, betont der
Direktor der Bonner Psychiatrischen Klinik, Professor Dr. Wolfgang
Maier. Dennoch war das öffentliche Bild dieser Methode lange sehr
negativ – nicht zuletzt dank dem Filmklassiker „Einer flog über das
Kuckucksnest“. Darin wird ein Psychiatrie-Insasse (gespielt von Jack
Nicholson) wegen seines aufmüpfigen Verhaltens mit einer EKT-
Behandlung „gebändigt“.

Die heutige Form der EKT gilt als gut verträglich. Allerdings kann die
Behandlung noch Wochen später das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen.
„Diese Gedächtnisstörungen bilden sich zwar in der Regel langsam
zurück, werden aber von Patienten verständlicherweise oft als störend
erlebt“, sagt der Bonner Privatdozent Dr. Michael Wagner. Grund: Der
Stromfluss ist nicht zielgerichtet genug, sondern trifft auch den
Hippocampus, das „Erinnerungs-Zentrum“ in unserem Gehirn.

Seit kurzem macht daher eine andere Behandlungsmethode von sich reden,
die kaum Nebenwirkungen hat: Bei der „Transkraniellen
Magnetstimulation“ (TMS) platzieren die Ärzte eine Spule an der Stirn
des Patienten. Diese erzeugt für einige Minuten ein starkes
pulsierendes Magnetfeld, das seinerseits im Gehirn einen Stromfluss
hervorruft. Dieser ist jedoch so gering, dass er keinen epileptischen
Anfall auslöst. Der Kranke erlebt die schmerzlose Behandlung bei
vollem Bewusstsein.

Die Bonner Mediziner haben insgesamt 30 schwer depressive Patienten
entweder mit der Elektrokrampf-Therapie oder der Magnetstimulation
behandelt. Beide Methoden wirkten etwa gleich gut: Jeder zweite Kranke
verspürte eine Woche nach der Behandlungsserie eine deutliche
Stimmungsaufhellung. „Zwar erfolgte die Einteilung der Gruppen nicht
nach dem Zufallsprinzip, was die Aussagekraft begrenzt“, schränkt
Studienleiter Wagner ein. „Auch ist die Teilnehmerzahl zu gering, als
dass wir abschliessende Aussagen zur Wirksamkeit treffen könnten.“ Doch
auch andere Studien sprechen für die stimmungsverbessernde Wirkung der
Magnetstimulation.

Erinnerungsvermögen bleibt bei Magnetstimulation unbeeinträchtigt

Die Patienten, die mit Magnetstimulation behandelt worden waren,
schnitten nachher in verschiedenen Gedächtnistests ebenso gut oder gar
besser ab als vor der Therapie. Bei den Teilnehmern der EKT-Gruppe
verschlechterte sich das Erinnerungsvermögen dagegen, wie die
Psychologin Svenja Schulze-Rauschenbach herausfand. Dennoch: Die
Magnetstimulation ist kein Wundermittel, zumal sie – wie die EKT – die
Depression nicht dauerhaft besiegt. Die Patienten müssen nachher immer
noch mit anderen Methoden weiter behandelt werden. „Die TMS ist nur
ein neues therapeutisches Werkzeug, das auch nicht bei allen
Depressionen helfen kann“, wehrt sich Michael Wagner denn auch gegen
zu hohe Erwartungen.

Nur an wenigen Einrichtungen in Deutschland wird die Wirkung der
relativ neuen Behandlungsmethode gegen schwere Depressionen geprüft.
Am Horizont winken jedoch bereits neue Geräte, die noch wirksamer sein
könnten. Das von ihnen erzeugte Magnetfeld ist so stark, dass es
ebenfalls einen epileptischen Anfall auslösen kann. Anders als bei der
EKT bleibt der Stromfluss bei der Magnetkrampftherapie jedoch auf die
„Stimmungsregion“ im Gehirn beschränkt – der Hippocampus bleibt
unbeeinflusst. Dr. Wagner: „Wir hoffen damit auf ein weiteres sehr
wirksames Verfahren ohne störende Nebenwirkungen.“

Kontakt:
Privatdozent Dr. Michael Wagner
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Telefon: 0228/287-6377
E-Mail: michael.wagner@ukb.uni-bonn.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse

Sachgebiete:
Medizin und Gesundheitswissenschaften
Psychologie
Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
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Bei der „Transkraniellen Magnetstimulation“ (TMS) platzieren die Ärzte eine Spule an der Stirn des Patienten. Der Kranke erlebt die schmerzlose Behandlung bei vollem Bewusstsein.

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One comment

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    Janine

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