Schlechte Sicht im Alter liegt nicht allein an den Augen, sondern auch daran, dass die optische Eindrücke verarbeitende Hirnrinde nachlässt. Das berichtet der Neurobiologie- und Anatomieprofessor Audie Leventhal von der University of Utah School of Medicine im Fachblatt „Nature Neuroscience“.

Er und seine Kollegen haben altersbedingte Aktivitätsänderungen im Gehirn an Affen untersucht und nehmen an: Bestimmte Hirnzellen verlieren an Empfindlichkeit für Wahrnehmung von beispielsweise waagerecht-senkrechten Objekten oder Bewegung. Dahinter vermuten sie in einem fürs Sehen wichtigen Regelkreis schwindende Signalbotenstoffe der Nerven.

Sehen beginnt im Auge. Über die so genannte Sehbahn werden die Sehnervenreize ins Gehirn geleitet, wo die Bilder der Welt um uns verarbeitet werden. Für ganz grundlegende Eindrücke ist der als „primärer visueller Cortex“ bezeichnete Teil der Hirnrinde zuständig. Manche Nervenzellen „feuern“ nur bei waagerechte Linien, andere bei senkrechten, wiederum andere werden nur aktiv wenn Bewegung am Auge vorüber zieht. Leventhal und sein Team haben Alterungsprozesse des Sehens bei jungen und alten Rhesusaffen (Macaca mulatta) mit guten Augen untersucht. Bei den alten Tieren, Affen um die 30 Jahre, fanden die Autoren geringere Feinabstimmung der Nervenzellen im primär visuellen Cortex: Im Alter feuerten Nervenzellen, die bei jungen Affen speziell auf horizontale Reize reagierten, nun auch auf Eindrücke, die in andere Richtungen wiesen.

Die Untersucher schliessen, dass diese nachlassende Spezialisierung einzelner Neuronen Sehen im Alter erschwert. Sie vermuten, dass dahinter ein Versiegen von Signalstoffen, Neurotransmittern, steckt, die in Regelkreisen den Einsatzbereich für die Nervenzellen abstecken. Da dass Nervensystem von Affen dem menschlichen sehr ähnlich ist, vermuten die Forscher aus Utah, dass etwas derartiges auch in unseren Köpfen geschieht, wenn die Sicht im Alter schlechter wird.

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