Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper ist für Patienten mit Essstörungen der erste Schritt, sich wieder mit sich selbst anzufreunden. Das zeigte eine Studie, die Dr. Silja Vocks in der Arbeitseinheit Klinische Psychologie und Psychotherapie der Ruhr- Universität durchführte. Negative Emotionen und Gedanken gegenüber dem eigenen Körper liessen messbar nach, während die Probandinnen sich unter gezielter Anleitung im Spiegel betrachteten. In einer weiteren Studie zur Optimierung der Essstörungstherapie wird Dr. Vocks mittels funktioneller Kernspintomographie ermitteln, welche Hirnbereiche bei Essgestörten für die gestörte Körperwahrnehmung verantwortlich sind und wie diese psychotherapeutisch günstig beeinflusst werden können. Für die Studie sucht sie noch Teilnehmerinnen, die an Magersucht oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie) leiden, Informationen unter: 0234/32-23106.
Mit dem eigenen Körper auf Kriegsfuss
Menschen mit Essstörungen stehen mit ihrem Körper auf Kriegsfuss. Sie überschätzen ihre Körpermasse, empfinden sich selbst gegenüber negative Gefühle wie Angst oder Ekel, plagen sich mit negativen Gedanken und Verhaltensweisen: So messen und wiegen sie sich z.B. ständig und verstecken ihren Körper vor anderen. Um diesem Problem auf den Grund zu gehen, konfrontierte Dr. Silja Vocks in ihrer Studie vor und nach einer Psychotherapie 21 essgestörte und 30 gesunde Frauen 40 Minuten vor dem Spiegel mit ihrem Körper. Währenddessen wurden alle zehn Minuten physiologische Parameter – Herzfrequenz, Hautleitfähigkeit und der Spiegel des Stresshormons Kortisol – gemessen. Ausserdem wurden die Studienteilnehmerinnen nach ihren Emotionen und Gedanken befragt.
Negative Gedanken und Gefühle lassen nach
Während die physiologischen Parameter bei beiden Gruppen gleich waren und blieben, hatten essgestörte Frauen erwartungsgemäss wesentlich stärker ausgeprägte negative Gefühle und Gedanken gegenüber ihrem Körper als Gesunde. Diese Reaktionen liessen aber nach, je länger sich die Probandinnen im Spiegel betrachteten. Bei einer wiederholten Messung nach Beendigung einer umfassenderen Therapie verstärkte sich der Effekt noch weiter. „Dieses Ergebnis zeigt, dass die Konfrontation mit dem eigenen Körper als Unterstützung einer Therapie gegen Essstörungen Sinn macht“, folgert Silja Vocks. Sie bietet seit 2003 an der Ruhr-Universität verhaltenstherapeutische Körperwahrnehmungskurse für Frauen mit Essstörungen an, in denen die Teilnehmerinnen lernen, sich wieder mit ihrem Körper anzufreunden und ihn nicht mehr als Feind zu begreifen. Verschiedene wissenschaftliche Studien belegen den Erfolg dieser Therapie: So verbessert sich hierdurch nicht nur die Einstellung zum eigenen Körper, sondern auch das gestörte Essverhalten wird reduziert und das allgemeine Selbstwertgefühl gesteigert.
Welche Hirnbereiche beteiligt sind
Um den Zusammenhang zwischen und Essstörungen weiter zu untersuchen, ermittelt die Psychologin jetzt in einer weiteren Studie, welche Hirn- Bereiche bei Gesunden und Essgestörten bei der Betrachtung des dem eigenen Körpers aktiv sind und wie diese durch eine gezielte Therapie günstig beeinflusst werden können. Sie nutzt dazu die funktionelle Kernspintomographie. Für die Studie, die im Sommer anläuft, sucht sie noch Teilnehmerinnen.
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