Uni DuE: Essener Aerzte setzen neue Therapie ein – Kernreaktion gegen MetastasenEinem internationalen Aerzte-Team unter Leitung von Aerzten des Universitaetsklinikums Essen gelang es erstmals in Europa, einen Patienten mit der Bor-Neutroneneinfangtherapie zu behandeln. Dabei ging es um die Verringerung von Hirnmetastasen des schwarzen Hautkrebses. Die Behandlung erfolgte am Forschungsreaktor der Europaeischen Kommission in Petten (Niederlande). Die Vorbereitungen am Universitaetsklinikum in Essen trugen im Wesentlichen Strahlenklinik und Hautklinik.
Die Bor-Neutroneneinfangtherapie bildet seit Jahren einen Forschungsschwerpunkt am Universitaetsklinikum. Die Therapie nutzt eine besondere Eigenschaft des in der Natur vorkommenden, nicht radioaktiven Isotops Bor-10. Es ist in der Lage, Neutronen einzufangen und dabei eine Kernreaktion auszuloesen, die lokal auf eine Zelle begrenzt ist. Ziel der Forschung ist es, diese Reaktion ausschliesslich in Tumorzellen auszuloesen.
Besonders die Behandlung von Hirnmetastasen ist bislang in der Krebstherapie problematisch, weil Medikamente im Gehirn kaum wirksam sind und eine konventionelle Strahlentherapie keine ausreichende Wirkung erzielt. Zwar koennen einzelne Metastasen operiert oder in der Radiochirurgie bestrahlt werden, diese Methoden sind jedoch bei multiplen Absiedlungen von Metastasen nicht einsetzbar.
Professor Dr. Wolfgang Sauerwein, Leiter des Essener Forschungsteams: „Wir sind sehr froh, dass nach fuenf Jahren Vorbereitung die Behandlung erstmals einem Patienten angeboten werden konnte. Auch wenn wir Aerzte uns sehr viel von dieser neuen Behandlungsmoeglichkeit versprechen, ist es noch zu frueh, um ueber die Ergebnisse irgendwelche Aussagen machen zu koennen.“ Im Rahmen einer klinischen Studie muessten naemlich mindestens 24 Patienten der Behandlung unterzogen werden, bevor eine abschliessende Aussage moeglich sei.
Gefoerdert wurde die Entwicklung der Bor-Neutroneneinfangtherapie wesentlich durch Forschungsmittel aus Bruessel. Freude ueber den ersten erfolgreichen Einsatz herrschte daher auch bei dem europaeischen Forschungskommissar Philippe Busquin. Er kommentierte: „Krebs ist eine grosse Bedrohung, jaehrlich sterben mehr als 750 000 Mitbuerger in Europa an dieser schrecklichen Erkrankung. Die Europaeische Union unterstuetzt Forschungsprojekte auf diesem Sektor mit mehr als 400 Millionen Euro. Die Kommission selbst ist ueber ihre Gemeinsame Forschungsstelle direkt an innovativen Forschungsvorhaben beteiligt um mitzuwirken, wissenschaftlichen Fortschritt ohne Verzoegerung in praktische und hilfreiche diagnostische und therapeutische Verfahren umzusetzen, die am Patienten zum Einsatz kommen.“
Redaktion: Christoph Lindemann, Tel.: (0201) 183-4518 Weitere Informationen: Professor Dr. Wolfgang Sauerwein, Tel.: (0201) 723-2052, E-Mail: w.sauerwein@uni-essen.de