Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Sexualmedizinischen Forschungs- und Beratungsstelle (UK-SH, Campus Kiel), des Neurozentrums (UK-SH, Campus Kiel) und des Forschungsverbundes für funktionelle Bildgebung NeuroImage-Nord hat neue Erkenntnisse über die Verarbeitung sexueller Reize im menschlichen Gehirn gewonnen.
Die Forscher untersuchten die Hirnaktivierungen bei Frauen und Männern mit hetero- und homosexueller Orientierung im Kernspintomographen. Dabei zeigte sich, dass bereits die blosse Darstellung eines menschlichen (sexuell erregten) Genitals das Belohnungszentrum und das Bewegungszentrum (sogenanntes motorisches Areal) aktiviert, aber nur wenn der sexuelle Stimulus mit der sexuellen Neigung übereinstimmte. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Aktivierung im Bewegungszentrum die Vorbereitung einer sexuellen Handlung im Gehirn reflektiert.
Die gleichzeitige Aktivierung des Belohungs- und Bewegungszentrums bei der Wahrnehmung des sexuell präferierten Genitals trat unabhängig vom Geschlecht des Betrachters, von seiner sexuellen Orientierung und vom Geschlecht des beobachteten Genitals in allen vier Gruppen gleichermassen auf. Aus diesem Grund scheint hier ein grundlegendes Reaktionsmuster der menschlichen sexuellen Orientierung, ein sogenannter funktioneller Endophänotyp, vorzuliegen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden gerade in der hochrangigen internationalen Fachzeitschrift NeuroImage veröffentlicht.