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Mythos Rückenschmerz

Über 60 Prozent der erwachsenen Deutschen leiden ständig oder häufig unter Rückenschmerzen. In Anbetracht dieser erschreckend hohen Zahl sollte man erwarten können, dass ein hohes Informationsniveau über Ursachen, Präventionsmassnahmen oder Behandlungsmöglichkeiten besteht. Jedoch ist dies nur quantitativ der Fall. Leider wird von Medien, Betroffenen, Ärzten oder Physiotherapeuten immer noch viel Unsinn oder medizinisch längst Überholtes verbreitet. Als Arzt sehe ich mich täglich mit den ewig gleichen Halbwahrheiten konfrontiert, mit denen Rückenschmerzen erklärt werden:

«Mein Physiotherapeut hat mir erklärt, ich sei übergewichtig.» «Der Arzt hat gesagt, dass mein linkes Bein kürzer sei als das rechte.» «Ich habe in meinem Leben zu schwer gearbeitet.»

Fatalerweise sind viele der angeführten Gründe Trugschlüsse. So ist das angeblich «kürzere» Bein in der Regel nicht die Ursache, sondern eine Folge des Schmerzes. Stellen Sie sich vor, Sie nehmen aufgrund heftiger Schmerzen im Rücken eine Schonhaltung ein und belasten das rechte Bein stärker als das linke. In diesem Fall würde sich die Muskulatur Ihres linken Beines abbauen, da sie weniger gebraucht wird. So entsteht eine muskuläre Dysbalance, ein Ungleichgewicht, das eine scheinbare Beinverkürzung hervorruft. Dennoch werden in deutschen Arztpraxen täglich tausende von Schuheinlagen verordnet. Das Verhängnisvolle daran: Durch die Bekämpfung der Symptomatik wird die statische Fehlbelastung der Wirbelsäule meist fixiert, anstatt sie zu beheben. Stattdessen sollte die Ursache angegangen und die zu schwache Muskulatur aufgebaut werden.

Selbstverständlich ist es möglich, dass Überlastung im Beruf oder Übergewicht die Beschwerden noch verstärken. Doch sind diese Faktoren nicht zu verwechseln mit der Ursache. Es gibt zwei Ursachen, die das Entstehen von Rückenschmerzen begünstigen: Der eine Grund ist ein angeboren weiches und zu schwaches Bindegewebe. Aus Bindegewebe bestehen beispielsweise unsere Bandscheiben, Bänder und Sehnen. Dieses «Schicksal» wird dem einen oder anderen in die Wiege gelegt. Der zweite Grund ist eine zu schwache Rückenmuskulatur. Dieses Problem ist «hausgemacht», denn wir beanspruchen die Muskulatur einfach zu wenig. An dieser Ursache kann also jeder arbeiten. Durch ein gezieltes Krafttraining gelingt es, die Rückenmuskulatur zu stärken, die Wirbelsäule zu stabilisieren, die Bandscheiben zu entlasten und damit einen Ausgleich für ein zu schwaches Bindegewebe zu schaffen.

Dennoch ist es vielen Menschen lieber, die Augen vor der Wahrheit zu verschliessen. Sie lassen sich Einlagen verschreiben oder gehen jede Woche zum Orthopäden, um sich eine Spritze geben zu lassen. Warum? Weil es bequemer ist, als selbständig sein vermeintliches Schicksal in die Hand zu nehmen und das Problem aktiv anzugehen. Es ist anscheinend einfacher, als zweimal in der Woche ein wenig Zeit zu investieren, um die Rückenmuskulatur aufzubauen. Das ist der Grund, warum wir so gerne an die Halbwahrheiten und Falschaussagen zum Thema Rückenschmerz glauben…

http://www.kieser-training.com

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