Schwere Infektionen hemmen das Wachstum von Tumoren, indem sie auf noch unbekannte Weise die Neubildung von Blutgefässen (Angiogenese) verhindern. Diese Hemmung, so berichten amerikanische Wissenschaftler in der Zeitschrift Journal of Immunology, erfolgt ohne Beteiligung von Immunzellen. Die dafür verantwortlichen, noch unbekannten Wirkstoffe könnten für eine neue Form der Krebsbehandlung eingesetzt werden.
Die Beobachtung, dass das Tumorwachstum durch eine gleichzeitig ablaufende Infektion gebremst wird, ist über hundert Jahre alt. Obwohl unbewiesen, war die bisher akzeptierte Erklärung für dieses Phänomen, dass eine Infektion durch Stimulierung des Immunsystems auch die Bekämpfung der Tumorzellen verstärkt.
Die Arbeitsgruppe um Andrei Thomas-Tikhonenko von der University of Pennsylvania in Philadelphia konnte jetzt nachweisen, dass eine Infektion auch bei Mäusen mit defektem Immunsystem das Tumorwachstum hemmt. Die Versuchstiere konnten keine T-Lymphozyten, Makrophagen und natürlichen Killerzellen mehr bilden. Die Infektion wurde durch Toxoplasma gondii, einen parasitischen Einzeller, ausgelöst.
Auf welchem Faktor die Krebs hemmende Wirkung beruht, ist noch unbekannt. „Unsere Befunde weisen darauf hin, dass infizierte Tiere eine Quelle neuer, extrem wirksamer Angiogenese-Inhibitoren sein könnten“, sagt Thomas-Tikhonenko. Die Suche nach diesen Hemmstoffen ist in vollem Gang. Nach Ansicht von Teamkollege Christopher Hunter könnte es sich dabei sowohl um eine Kombination bekannter Moleküle, wie zum Beispiel Interferone, als auch um eine völlig neue Wirksubstanz handeln.
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