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Hörschäden bei Kindern oft zu spät erkannt

Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 09.06.2005 13:26

Kein flächendeckendes Neugeborenen-Screening trotz einfachen Tests /
Jubiläums-Symposium in der HNO-Universitätsklinik Heidelberg am 11.
Juni

Wenn ein Kind nicht hört, lernt es nicht sprechen. Ist sein
Hörvermögen beeinträchtigt, entwickeln sich Sprache und
Leistungsfähigkeit nur teilweise und mit Verzögerung. In Deutschland
sind von 1.000 Neugeborenen ein bis zwei betroffen. Doch in vielen
Bundesländern, auch in Baden-Württemberg, werden Hörstörungen oft sehr
spät erkannt, so dass die Entwicklung des Kindes bereits Schaden
gelitten hat. Dabei stehen Screening-Tests für Neugeborene zur
Verfügung; allerdings werden diese derzeit nur in wenigen
Bundesländern wie Hamburg oder dem Saarland flächendeckend
durchgeführt.

Auf diesen Missstand weist die Ärztliche Direktorin der Abteilung für
Stimm- und Sprachstörungen sowie Pädaudiologie, Professor Dr. Ute
Pröschel, hin. Bei einer Jubiläumsfeier am 11. Juni 2005 in der
Kopfklinik des Universitätsklinikums Heidelberg ist die Früherkennung
von Hörstörungen ein zentrales Thema, denn sie stellt den Schlüssel zu
einer optimalen Behandlung der Sprachentwicklung dar.

30 Jahre Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie / 50 Jahre
Logopädenschule

Gleich drei Jubiläen kann die Heidelberger Klinik an diesem Tag
begehen:
* Vor 30 Jahren hat die Medizinische Fakultät Heidelberg eine
Professur für Phoniatrie und Pädaudiologie eingerichtet.
* Seit 50 Jahren werden Logopäden (Sprach- und Stimmtherapeuten) am
Universitätsklinikum Heidelberg ausgebildet.
* Insgesamt 60 Jahre besteht am Klinikum eine phoniatrische Ambulanz

Hörgeschädigte Kinder werden meist erst im dritten Lebensjahr
behandelt

„Kinder mit Hörstörungen werden im Mittel erst im dritten Lebensjahr
entdeckt“, berichtet Frau Professor Pröschel. Dann fallen sie durch
eine verzögerte Entwicklung der Sprache oder durch gestörtes Verhalten
auf. Nervenbahnen im Gehirn, die das Innenohr mit dem Hör- und
Sprachzentrum verbinden, sollten jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits
weiterentwickelt sein. Diese Ausbildung kann der späte Einsatz von
Hörgeräten nicht wieder aufholen.

Das Neugeborenen-Screening kann als schneller, schmerzfreier Test auf
der Geburtsstation vorgenommen werden. Dabei wird eine kleine Sonde in
das Ohr des Kindes eingeführt und ein kurzer Schallreiz erzeugt. Ob
das Kind richtig hört, kann an der Schallantwort aus dem Innenohr oder
an den Hirnströmen abgelesen werden.

Erfolgreiches Screening in Österreich und den USA

„Um den Test durchführen zu können, müssten die Geburtskliniken
ausgestattet und die Mitarbeiter entsprechend geschult sein“,
beschreibt Frau Professor Pröschel das Defizit. Dass hier Erfolge
erzielt werden können, zeigen Erfahrungen aus Österreich und den USA,
wo die Mehrzahl der Neugeborenen mit Hörschäden bereits in den ersten
sechs Monaten behandelt wird.

Ursachen angeborener Hörschäden können z.B. genetische Erkrankungen,
Röteln während der Schwangerschaft, Unreife durch Frühgeburt sowie
starker Sauerstoffmangel während der Geburt sein. Kindern mit
Hörstörungen stehen heute sehr gute Behandlungsmöglichkeiten offen.
Durch den Einsatz von Hörgeräten, Cochlea-Implantaten sowie anderen
Hörprothesen können gute Erfolge in der Sprachentwicklung und der
allgemeinen Entwicklung erzielt werden.

Logopädische Behandlung trainiert Eltern und Kinder

Die zusätzliche Behandlung durch eine Logopädin trägt dazu bei, die
Sprachentwicklung zu fördern. Seit 50 Jahren werden Therapeuten an
der Logopädieschule des Heidelberger Klinikums ausgebildet – jährlich
treten zehn neue Schülerinnen und Schüler den dreijährigen
Ausbildungsgang an. Die Schule wird von Frau Professor Pröschel
geleitet.

Mit den Fachärzten für Phoniatrie und Pädaudiologie arbeiten die
Logopädinnen (überwiegend sind es Frauen) Hand in Hand. Nach der
umfassenden ärztlichen Diagnostik und der Therapieentscheidung
übernehmen sie die Behandlung des Kindes. „Im Vordergrund steht die
Anleitung und Beratung der Eltern. Die logopädischen Übungen werden
den Kindern während der Therapie spielerisch angeboten, diese werden
von den Eltern zuhause gefestigt“, erklärt Barbara Strate, leitende
Lehrkraft der Heidelberger Logopädenschule.

Rund 20 Prozent der Schulanfänger zeigen Auffälligkeiten in der
Sprache

Die Nachfrage nach logopädischer Behandlung ist in den letzten Jahren
gestiegen. Knapp 20 Prozent aller Schulanfänger zeigen
Sprachauffälligkeiten. Die Ärzte und Logopäden haben zudem noch einen
weiteren grossen Kreis von Patienten, den sie betreuen: Patienten mit
Stimmstörungen, z.B. Lehrer und Mitglieder anderer Berufsgruppen, die
viel sprechen müssen, stotternde Kinder und Jugendliche, Patienten,
die nach Entfernung eines Kehlkopftumors oder nach einem Schlaganfall
unter Stimm-, Sprach-, Sprech- oder Schluckstörungen leiden.

Bei Rückfragen:
Professor Dr. Ute Pröschel
Telefon: 06221 / 56 72 38 (Sekretariat)
E-Mail: Ute_Proeschel@med.uni-heidelberg.de

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Medizin und Gesundheitswissenschaften

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse – Pressemitteilung online

Zu dieser Mitteilung existieren Bilder im WWW. Siehe

http://idw-online.de/pages/de/image19207
Mit einem schnellen und schmerzfreien Hörtest können Hörstörungen bei Babys erkannt werden.


Ansprechpartner:
Dr. Annette Tuffs

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
des Universitätsklinikums
Vossstrasse 2, 69115 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56-4536
Fax: 06221 / 56-4544
e-mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de


Informationsdienst Wissenschaft e.V. – idw –
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de

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