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Hoffnung für Blinde: Künstliche Netzhaut ersetzt zerstörte Sehzellen

Allein in Deutschland sind ca. 130.000 Menschen auf Grund einer erblichen Netzhautzerstörung erblindet oder verlieren durch einen altersbedingten Abbau der lichtempfindlichen Zellen in der Macula teilweise ihr Augenlicht. Weltweit arbeiten mehrere Forschungsgruppen daran, den Erblindeten – wenigstens teilweise – ihr Augenlicht zurückzugeben. In Deutschland forschen Wissenschaftler in Bonn und Tübingen an diesem Thema. Das Bundesforschungsministerium hat ihre Arbeit in den letzten vier Jahren mit insgesamt 18 Millionen Mark gefördert.

In der Tübinger Gruppe um Professor Eberhart Zrenner wird eine Folie mit winzigen Photodioden anstelle der zerstörten Zellen eingepflanzt. Die Photodioden funktionieren wie Solarzellen: einfallendes Licht regt die Dioden zur Abgabe von winzigen Stromstössen an, wobei die Stärke des Reizes von der Intensität des einfallenden Lichtes abhängt. Die benachbarten Neuronen (Nervenzellen) der Retina leiten diese über den Sehnerv an das Gehirn zur Bildverarbeitung weiter. Experimente an Kaninchen und Schweinen haben die grundsätzliche Funktionsweise des Implantates auch über einen längeren Zeitraum gezeigt.

In den nächsten drei Jahren soll die Entwicklung eines Implantates für den Menschen in Angriff genommen werden. Bis dahin sind jedoch noch einige Hürden zu nehmen: So reicht die Energie des einfallenden Lichtes nicht aus, um die Photozellen für eine längere Zeit funktionstüchtig zu halten – man benötigt eine zusätzliche externe Energieversorgung. Auch hängt die Einsatzmöglichkeit von der Verfügbarkeit gesunder Nervenzellen in der Netzhaut des Patienten ab.

In der Bonner Gruppe um Professor Rolf Eckmiller hat man diesen Ansatz in eine andere Richtung weiterentwickelt. Das Gesamtsystem besteht hier zum einen aus einer auf die Netzhaut aufgepflanzten Elektrodenfolie und zum anderen aus einer ausserhalb des Auges angebrachten Kamera und einem Prozessor. Mit der Kamera ist es möglich, Bilder aus der Perspektive des Gesichtsfeldes aufzuzeichnen. Diese werden vom Prozessor in elektrische Signale umgewandelt und weiter an die Elektrodenfolie geleitet. Die Übertragung funktioniert mit Hilfe hochfrequenter Impulse und versorgt auch die Folie mit Energie. Von der Elektrodenfolie werden die Signale wiederum an die Neuronen weiter gegeben und gelangen via Sehnerv an das Gehirn. Die Kamera und der Prozessor sollen später in eine Brille integriert werden.

Untersucht werden muss noch die Langverträglichkeit des Systemes, aber so Eckmiller: „Im Tierexperiment haben wir das Gesamtsystem weitgehend erfolgreich erprobt“. Bis ein voll funktionstüchtigens Implantat eingesetzt werden kann, werden laut Eckmiller noch fünf bis acht Jahre vergehen.

Das komplette Augenlicht wird den Erblindeten allerdings auch die künstliche Netzhaut nicht zurückerstatten: „Sie werden grössere Gegenstände erkennen, aber keine Farben oder Details“, schränkt Zrenner allzu hochfliegende Hoffnungen ein.

[Quelle: ]

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