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Herzchirurg: „Alte Menschen profitieren besonders von der modernen Herzmedizin“

Biologische Herzklappen mit einer Funktionstüchtigkeit von mehr als 20 Jahren, ohne dass man dabei lebenslang die Gerinnung hemmende Medikamente einnehmen muss; Blutfettsenkende Statine, die Verkalkungen der Herzklammen hinauszögern; Neue Klappen-Operationen ohne offenen Herzchirurgie: Gerade ältere Menschen können enorm von den beeindruckenden Entwicklungen den modernen herzchirurgischen Möglichkeiten profitieren, hiess es auf der 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim.

Mannheim, Freitag 1. April 2005 – „Aufgrund neuester Daten aus der herzchirurgischen Qualitätssicherung zeigt sich, dass biologische Herzklappen, die als Aortenklappenersatz eingesetzt werden, eine Funktionstüchtigkeit von bis zu 20 Jahren haben. Damit stellen sie für Patienten etwa vom 70. Lebensjahr an den idealen Herzklappenersatz dar“, sagt Prof. Dr. Arno Krian, Herzchirurg am Herzzentrum Duisburg, auf der 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim, zu der heute 5700 aktive Teilnehmer gekommen sind. „Diese Erfahrungen finden bereits Eingang in die klinische Routine: Im Vorjahr wurden bei Aortenklappenersatzoperationen fast 7000 biologische und etwa 4000 künstliche Herzklappen verwendet; noch vor zehn Jahren war das Verhältnis etwa umgekehrt.“ Rund 11.000 Menschen unterzogen sich im Vorjahr in Deutschland einer Aortenklappenoperation. Das sind fast doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Prinzipiell kommen künstliche und biologische Herzklappen in Frage. „Künstliche Klappen halten zwar starken Belastungen auf Dauer stand“, erklärt Prof. Krian, „allerdings können sich an ihrem körperfremden Material Thromben bilden, und die Patienten müssen lebenslang gerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Bei biologischen Klappen aus Tier-Gewebe ist das Embolierisiko gering, doch diese Klappen nutzen sich wie die natürlichen ab.“ Insgesamt bringen sie also gerade älteren Patienten beträchtliche Vorteile. Bis zu fünf Prozent der Über-75jährigen leiden unter einer mittelgradigen bis schweren „Aortenklappenstenose“, die durch eine Verengung der Herzklappe den Blutausstrom aus der Herzkammer in die Hauptschlagader („Aorta“) behindert. Dies führt je nach Ausprägung der Verengung zu eingeschränkter Leistungsfähigkeit, belastungsabhängiger Atemnot, schneller Ermüdung, Schwindel und Kollapsneigung, unregelmässigem Herzrhythmus oder Herzschmerzen, und damit zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität.

Cholesterinsenker wirken antientzündlich und beugen gegen Stenosen vor

Neuere Studien lassen eine möglichst frühzeitige Behandlungsmöglichkeit von Aortenklappenstenosen sinnvoll erscheinen. Prof. Krian: „Es konnte gezeigt werden, dass durch den Einsatz von Blutfett-Senkern vom Typ der Statine schon sehr früh in das Krankheitsgeschehen eingegriffen werden kann, sodass es gar nicht erst zu einer vollen Ausbildung einer Stenose kommt. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass Statine auch einen anti-entzündlichen Effekt haben, und genau dieser dürfte für die deutlichen Behandlungserfolge bei der Aortenstenose verantwortlich sein.“

Neue Klappen-Operationen ohne offenen Herzchirurgie

Neuerungen gibt es auch in der Klappenchirurgie: Künstliche Herzklappen können heute über spezielle Katheter, und damit unter Vermeidung der offenen Herzchirurgie eingesetzt werden. Prof. Krian: „Eine französische Forschergruppe hat bereits 20 Patienten mit dieser Methode behandelt. Die bisherigen Ergebnisse geben freilich Anlass zur Hoffnung, dass man hier auf dem Weg zu einer viel schonenderen Eingriffsmöglichkeit ist, als dies bislang möglich war.“ Allerdings seien hierzu noch intensive wissenschaftliche Untersuchungen erforderlich.

Verbesserte Operationstechniken

Immer mehr Erfolge werden mittlerweile aber auch mit der herkömmlichen herzchirurgischen Intervention verzeichnet, und dies vor allem bei der Gruppe der älteren Patienten. „Trotz der grundsätzlich grösseren Gefahren, die ein solcher Eingriff für sie birgt, zeigt sich, dass es bei ihnen zu keiner Zunahme des generellen Operationsrisikos mehr kommt“, erklärt Prof. Krian. „Zurückzuführen ist diese erfreuliche Entwicklung in erster Linie auf die Verbesserung der Narkose- und Herz-Lungen-Maschinentechnik und der postoperativen herzchirurgischen Intensivmedizin.“

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