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Genetisches Risiko: Krebs durch zuviel Alkohol

Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 08.06.2005 12:27

Entwicklung von bösartigen Tumoren wird durch Gene gefördert
/Veröffentlichung unter Federführung von Heidelberger Wissenschaftlern

Alkoholiker haben ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Mit
starkem Alkoholkonsum werden bösartige Tumoren, vor allem der Leber,
Speiseröhre, Gaumen und Kehlkopf, seltener im Dickdarm sowie der Brust
bei Frauen, in Zusammenhang gebracht. Mehr als 6.000 Menschen in
Deutschland erkranken jährlich an Krebsarten des oberen
Verdauungstraktes. Schon ein Liter Bier oder einige Gläser Wein
täglich können das Risiko vervielfachen. Allerdings sind nicht alle
der starken Konsumenten betroffen.

Denn ob sich Krebs entwickelt oder nicht wird entscheidend von
genetischen Anlagen bestimmt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter
Federführung von Professor Dr. Helmut Seitz, Ärztlicher Direktor des
Heidelberger Krankenhauses Salem, hat jetzt erstmals die Existenz
eines genetischen Risikomarkers bestätigt, der die Entstehung von mit
hohem Alkoholkonsum verbundenen Tumoren beeinflusst. Dabei handelt es
sich um ein Gen, das für die Produktion von Azetaldehyd, einem
krebserzeugenden Stoffwechselprodukt von Alkohol, verantwortlich ist,
das so genannte Alkoholdehydrogenase 1C-Gen. Diese
Forschungsergebnisse wurden bereits letztes Jahr in der Zeitschrift
„GUT“ veröffentlicht. Neuere Daten sind beim Alkoholweltkongress in
Mannheim vorgetragen worden und jetzt in der Zeitschrift
‚International Journal of Cancer‘ eingereicht.

Erhöhte Konzentration von krebsauslösendem Azetaldehyd

„Alkohol selbst löst keinen Krebs aus“, erklärt Professor Seitz.
„Vielmehr ist es sein Stoffwechselprodukt Azetaldehyd, welches meist
gemeinsam mit anderen krebsauslösenden Faktoren wie Rauchen die
Krebsentstehung vorantreibt.“ Die Alkoholdehydrogenase (ADH) wandelt
Alkohol in diesen toxischen und krebserregenden Stoff um, dessen
Konzentration bei starkem Alkoholkonsum auch im Speichel ansteigt.

Deswegen sind homozygote Träger des Gens ADH-1C1 einem besonders hohen
Krebsrisiko ausgesetzt. Dies konnten Professor Seitz und seine
Kollegen von den Universitäten Erlangen, Lübeck und Regensburg in
einer grossen Studie mit mehr als 800 Patienten feststellen. Verglichen
wurden zwei Gruppen von alkoholkranken Patienten: Eine Gruppe litt an
einem bösartigen Tumor der Leber, der Speiseröhre, der
Bauchspeicheldrüse oder des Dickdarms, die andere Gruppe hatte keine
Krebserkrankung. Die erkrankten Patienten waren sehr viel häufiger
homozygote Träger des Gens ADH-1C1. „Damit haben wir nachgewiesen,
dass bei alkohol-bedingten Tumorerkrankungen die genetische
Veranlagung eine wichtige Rolle spielt,“ sagt Professor Seitz.

Auf jeden Fall raten die Ärzte zu einem moderaten Alkoholkonsum, denn
schon ab 20 (Frauen) bzw. 40 Gramm (Männer) Alkohol pro Tag – dies
entspricht ca. 1/4 Liter Wein oder zwei Gläsern Bier – versechsfacht
sich für einen gesunden Menschen das Risiko, eine schwere
Lebererkrankung (Zirrhose) zu entwickeln.

Literatur
C Coutelle, H K Seitz et. al.: Risk factors in alcohol associated
breast cancer: alcohol dehydrogenase polymorphism and estrogens. Int J
Oncol. 2004 Oct;25(4):1127-32.

J P Visapää, H K Seitz et. al: Increased cancer risk in heavy drinkers
with the alcohol dehydrogenase 1C*1 allele, possibly due to salivary
acetaldehyde. Gut, Jun 2004; 53: 871 – 876.

(Die Literatur kann unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert
werden)

Bei Rückfragen
Professor Dr. med. H.K. Seitz
Krankenhaus Salem
Zeppelinstr. 11-33
69121 Heidelberg
Tel: +49-6221-483-202
Fax:+49-6221-483-494

Arten der Pressemitteilung:
Forschungsergebnisse
Forschungsprojekte

Sachgebiete:
Medizin und Gesundheitswissenschaften

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse – Pressemitteilung online


Ansprechpartner:
Dr. Annette Tuffs

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
des Universitätsklinikums
Vossstrasse 2, 69115 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56-4536
Fax: 06221 / 56-4544
e-mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de


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