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Forschungspraesentation Gehoerlosenpaedagogik – Wenn jenseits der Stille das Hoeren moeglich wird

Es ist noch nicht lange her, dass Taubheit ein Schicksal war, mit dem ein Betroffener sich abfinden musste. Erst seit etwa 25 Jahren gibt es die Moeglichkeit, das Hoerorgan kuenstlich zu ersetzen – durch ein Cochlea-Implantat (CI). Diese elektronische Hoerprothese kann Gehoerlosen, bei denen das Hoergeraet versagt, durch die direkte Reizung der Hoernerven ein Hoeren ermoeglichen. Allerdings muss die Operation fruehzeitig erfolgen, am besten im Kleinkindalter. Fuer ebenfalls gehoerlose Eltern kommt diese Technik zu spaet. Sie sind zu alt, um das Hoeren noch zu lernen.Die Mitarbeiter des Lehrstuhls fuer Gehoerlosen- und Schwerhoerigenpaedagogik der Ludwig-Maximilians-Universitaet (LMU) Muenchen unter der Leitung von Professor Annette Leonhardt haben jetzt ein mehrere Jahre dauerndes Forschungsprojekt abgeschlossen, das sich mit CI-Kindern von gehoerlosen Eltern befasst. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden vorgestellt bei einer

Forschungspraesentation am Freitag, den 16. Juli 2004, um 14.00 Uhr, Leopoldstrasse 13, Raum 3232.

In den vergangenen drei Jahren haben sich Professor Leonhardt und ihre Mitarbeiter intensiv mit Familien auseinandergesetzt, in denen die Kinder ein Implantat erhielten, die Eltern jedoch gehoerlos sind. Insgesamt 18 Familien mit 22 CI-Kindern wurden fuer die von der Stuttgarter Stiftung fuer Bildung und Behindertenfoerderung GmbH finanzierte Studie interviewt. „Das ist eine neue und daher noch unerforschte Gruppe, denn anders als die hoerenden Eltern haben die meisten gehoerlosen Eltern bisher nicht die Notwendigkeit eines Cochlea-Implantats fuer ihre Kinder gesehen“, erklaert Leonhardt.

Inzwischen sehen jedoch auch gehoerlose Eltern deutliche Gefahren der Ausgrenzung tauber Kinder und fuerchten die zunehmende Marginalisierung der Gehoerlosengemeinschaft. Doch die Auswirkungen im kommunikativen und sozialen Bereich sind sehr gross. Nicht selten reagieren andere Gehoerlose mit massiven Vorwuerfen, wenn Eltern ihre Kinder operieren lassen. Auch in der Rehabilitationsphase koennen fuer gehoerlose Eltern Probleme auftreten.

Die Forscher vom Lehrstuhl fuer Gehoerlosen- und Schwerhoerigenpaedagogik haben daher im Rahmen ihrer Studie zahlreiche Empfehlungen erarbeitet, um betroffenen Familien Hilfestellung zu leisten und die Akzeptanz des Cochlea-Implantats zu verbessern. Auch fuer die Rehabilitation haben sie zahlreiche Verbesserungspotentiale offen gelegt. „Wir brauchen zum Beispiel in den CI-Zentren Gebaerdendolmetscher, damit die gehoerlosen Eltern besser verstehen, was in der Rehabilitation mit ihren CI-Kindern gemacht wird“, sagt Professor Leonhardt. Doch trotz vieler Probleme ueberwiege, so Leonhardt, in den untersuchten Familien die Hoffnung, dass die hoerenden Kinder es im Leben leichter haben werden als ihre gehoerlosen Eltern.Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Annette Leonhardt Lehrstuhl fuer Gehoerlosen- und Schwerhoerigenpaedagogik Leopoldstr. 13, 80802 Muenchen Tel.: 089/2180-5117 E-Mail: leonh@spedu.uni-muenchen.de

Weitere Infos finden Sie hier …

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