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DSG: „Bluter“-Medikament begrenzt Hirnblutung nach Schlaganfall

Ein bisher nur zur Behandlung der „Bluterkrankheit“ eingesetztes Medikament eröffnet erstmals Therapiechancen für Patienten, die aufgrund einer Hirnblutung einen Schlaganfall erleiden. Der frühzeitige Einsatz könnte einigen das Leben retten und bei anderen den Grad der Behinderungen deutlich abschwächen. Dies belegt erstmals eine internationale Studie unter Beteiligung deutscher Ärzte in der Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ (NEJM 2005; 352; 777-785).

Jeder sechste Schlaganfall ist die Folge einer Hirnblutung. Häufig sind es Menschen mit einer Hochdruckerkrankung, bei denen es „spontan“, das heisst ohne äussere Verletzung zu einer Einblutung ins Gehirn kommt. „Eine wirksame Behandlungsmöglichkeit gab es bisher nicht,“ sagt Professor Dr. med. Martin Grond, Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG). So sterben heute noch zwei von drei Patienten oder erleiden schwerste Behinderungen. Seit einiger Zeit diskutieren Fachleute, ob der Wirkstoff Eptacog alfa die Blutungen stoppen könnte. Der Wirkstoff wird gentechnisch hergestellt, entspricht aber dem „Faktor VIIa“, einem natürlicherweise im Blut enthaltenen Gerinnungseiweiss. Bei „Blutern“ (Hämophilie-Patienten) kann es frische Blutungen stoppen. Die Studie mit 399 Patienten aus 20 Ländern belegt, dass auch die Ausdehnung von frischen Hirnblutungen eingeschränkt wird.

An der Studie durften nur Schlaganfall-Patienten teilnehmen, deren Hirnblutung durch eine Computer-Tomographie (CT) zweifelsfrei festgestellt wurde. Ausserdem durften nicht mehr als drei Stunden seit dem Beginn des Schlaganfalls vergangen sein, so dass die Einblutungen noch frisch waren. „Nur dann ist eine Behandlung mit einem dem ‚Faktor VIIa‘ ähnlichem Wirkstoff überhaupt sinnvoll“, so Professor Grond. Die Wirkung hat die Experten verblüfft. Denn das Medikament verminderte signifikant die Ausdehnung der Hirnblutungen. Dementsprechend sank die Sterblichkeit in den ersten 90 Tagen von 29 Prozent auf 19 Prozent. Der Anteil derjenigen Patienten, die verstarben oder eine schwere Behinderung davontrugen sank signifikant von 69 auf 53 Prozent. Dies bedeutet, wenn sieben Patienten mit Hirnblutung mit „Faktor VIIa“ behandelt werden, ein Patient vor Tod oder schwerer Behinderung gerettet werden kann.

Doch die Behandlung ist mit Risiken verbunden: Der gentechnisch hergestellte „Faktor VIIa“ kann Komplikationen wie Herzinfarkte oder sogar ischämische Schlaganfälle auslösen – als Folge einer Blutgerinnung in den Arterien. Diese Komplikation trat bei sieben Prozent der Patienten auf, die „Faktor VIIa“ erhielten im Vergleich zu zwei Prozent in der Placebo Gruppe. In weiteren Studien soll untersucht werden, ob die Komplikationsrate zu senken ist. „Deshalb sollte die Behandlung vorerst nur mit Zurückhaltung eingesetzt werden,“ fordert die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft.

Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft wurde im Dezember 2001 gegründet. Ihr Ziel ist es, die Forschung und Weiterbildung zur Behandlung des Schlaganfalls zu koordinieren, zu qualifizieren und zu fördern. Mit ihren Aktivitäten spricht die Deutsche Schlaganfall- Gesellschaft Ärzte aller Fachrichtungen und Leistungserbringer im Gesundheitswesen an, die in die Versorgung von Schlaganfallpatienten eingebunden sind. Weitere Informationen zur Deutschen Schlaganfall- Gesellschaft sind im Internet unter www.dsg-info.de abrufbar.

Weitere Infos finden Sie hier …

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