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Dem Autismus auf der Spur – wenn die Umwelt anders wahrgenommen wird

Tag der Gesundheitsforschung am 19. Februar 2006, 10.00 Uhr bis 15.00 Uhr im Neurozentrum des UKS in Homburg (Geb. 90)

Ergebnisse aus der Autismusforschung – für die Bevölkerung anschaulich aufbereitet

Der bundesweite Tag der Gesundheitsforschung steht in diesem Jahr ganz unter dem Motto „Das menschliche Gehirn erleben“. Das Neurozentrum des Universitätsklinikums des Saarlandes bietet verschiedene Vorträge zum Gehirn und der Erforschung dessen Erkrankungen – wie beispielsweise die autistischen Störungen oder das Zappelphilipp-Syndrom (ADHS) an. Jeweils im Anschluss können die Besucher nicht nur am Kernspintomographen life „dem Gehirn beim Denken zuschauen“, sondern bei zahlreichen Demostationen innerhalb des Neurozentrums einen Blick hinter die Kulissen der Forschung rund ums menschliche Gehirn werfen. Die Wissenschaftler wollen dabei aufzeigen, wie die neuen Erkenntnisse aus dem „Universum hinter unseren Augen“ wiederum der Erhaltung oder Verbesserung der Gesundheit dienen können. So werden der Öffentlichkeit erstmals Ergebnisse aus der Autismus- Forschung anschaulich präsentiert werden: Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKS bietet seit einigen Jahren eine Spezialsprechstunde für autistische Erkrankungen an. Vielen Eltern und anderen Personen, die mit Kindern und Jugendlichen mit autistischen Störungen arbeiten, fallen neben den drei Kernsymptomen (Schwierigkeiten der sozialen Interaktion und Kommunikation und restriktives, stereotypes Verhalten) auch motorische Probleme und Schwierigkeiten bei der Imitation von Gesten und Handlungen auf. Den Ursachen des Imitationsdefizits sind Frau Dr. Christine M. Freitag, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, und Herr Dr. Christoph Krick, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie des UKS, nachgegangen. In einer Studie, in der Jugendliche im Kernspintomografen Bewegungen imitierten und bewegte Bilder ansahen, wurde untersucht, ob die Imitation aufgrund einer Störung so genannter „Spiegelneurone“ oder schon die Wahrnehmung einer biologischen Bewegung bei den Jugendlichen mit einer autistischen Störung anders als bei den gesunden Kontrollpersonen im Gehirn verarbeitet wird. In der Studie zeigten sich deutliche Hinweise, dass schon die Wahrnehmung einer biologischen Bewegung bei den Jugendlichen mit einer autistischen Störung weniger gut verarbeitet werden kann als bei nicht-autistischen Personen. Dies könnte viele Alltagsprobleme der Jugendlichen, z.B. bei der Orientierung im Strassenverkehr, beim Erkennen von Personen aus der Ferne oder auch beim Lernen von Bewegungsmustern erklären. Therapeutisch kann dieses neue Wissen eingesetzt werden, um am Erkennen von Bewegungen anzusetzen, wenn Bewegungsabläufe (wie z.B. Schwimmen oder Ballspielen) gelernt werden sollen. Auch in Bezug auf die soziale Interaktion muss geübt werden, dass sich aus Bewegungsmustern auch Hinweise auf die derzeit stattfindende Interaktion ergeben können. Personen mit einer autistischen Störung ist dieses nicht selbstverständlich, sondern muss in kontinuierlicher Übung langsam erlernt werden. Die Studie zu Imitation und Bewegung bei autistischen Störungen wurde stark unterstützt von lokalen Kooperationspartnern. So erklärten sich Schüler des Mannlich-Gymnasiums in Homburg bereit, als Kontrollpersonen bei der Studie mitzumachen. Der Optiker Michael Fichtenmayer stellte für die wissenschaftliche Kernspin-Arbeitsgruppe kostenlos metallfreie Schwimmbrillen zur Verfügung. So konnten Sehfehler der Versuchspersonen auch im Magnetfeld des Kernspin- Tomographen gut ausgeglichen werden. Frau Dr. Freitag und Herr Dr. Krick danken allen Unterstützern ebenso wie den Jugendlichen mit einer autistischen Störung und ihren Eltern für den grossartigen Einsatz, der die erstaunlichen Einblicke in die neuronalen Grundlagen dieser rätselhaften Erkrankung erst möglich gemacht hatte.

Weitere Infos finden Sie hier …

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