Inhaltsstoff der Beeren verändert die Form der Mikroben so, dass diese keine Infektionen mehr hervorrufen können
Amerikanische Wissenschaftler haben entdeckt, warum die preiselbeerartigen Cranberrys vor Infektionen im Harntrakt und im Magen schützen: Einige Inhaltsstoffe der roten Beeren greifen eindringende Kolibakterien an und machen aus den normalerweise schlanken, stäbchenförmigen Mikroben kugelartige Gebilde, die sich nicht mehr in den Schleimhäuten festsetzen können. Diese ungewöhnliche Strategie könnte sogar bei Bakterien funktionieren, die gegen herkömmliche Antibiotika resistent geworden sind, glauben die Forscher. Die verantwortlichen Substanzen könnten daher in Zukunft möglicherweise das Spektrum antimikrobieller Wirkstoffe ergänzen.
Die Fähigkeit der ursprünglich aus Nordamerika stammenden Cranberrys, Harnwegsinfektionen durch Bakterien vom Typ E. coli vorzubeugen, wurde bereits in mehreren Studien dokumentiert. Unklar war dabei jedoch, wie die Beeren und ihr Saft genau wirken. Schon länger vermuteten Forscher allerdings, dass die Früchte entweder das Einnisten der Bakterien in die Schleimhäute verhindern oder die Zusammenarbeit der Mikroben stören und sie so unschädlich machen. Aktiv abtöten können die Beeren die Erreger dagegen nicht, weshalb sie auch gegen bestehende Infektionen nichts ausrichten können. Als verantwortlich für den antimikrobiellen Effekt gelten dabei die in den Beeren enthaltenen Farbstoffe aus der Gruppe der Anthocyane, die den Früchten ihre typische rote Farbe verleihen.
Darauf deuten nun auch die Ergebnisse hin: Als die Forscher Kolibakterien in Anwesenheit von Cranberry-Saft oder verdünnten Lösungen der Farbstoffe kultivierten, veränderten sich die Mikroben auf eine ganz charakteristische Weise “ sie gaben ihre Stäbchenform auf und wurden kugelförmig. Dadurch können die Bakterien nicht mehr so intensiven Kontakt zur Schleimhaut herstellen und sich daher auch nicht mehr dort anheften, erklären die Forscher.
Gleichzeitig veränderten sich durch die Cranberrys die Eigenschaften der äusseren Hülle der Mikroben, und auch die Kommunikation der Bakterien untereinander funktionierte nur noch eingeschränkt, zeigten weitere Untersuchungen. Welche Folgen diese Veränderungen genau haben, müsse nun in weiteren Studien untersucht werden, so die Wissenschaftler. Das Blockieren der Kommunikationswege gilt jedoch ebenfalls als vielversprechende Alternative für herkömmliche Antibiotika. „Wir fangen gerade erst an, uns ein Bild vom Cranberry-Saft und seinem Potenzial als wirkungsvolles antimikrobielles Mittel zu machen“, sagen die Forscher.
Mitteilung des Worcester Polytechnic Institute