Plötzlich hebt der Kollege am Schreibtisch gegenüber seinen Arm über den Kopf und ballt die Finger wiederholt zur Faust “ ein etwas befremdliches Benehmen im Büro, wird man in einem solchen Moment wohl denken. Tatsächlich tut der zappelnde Kollege jedoch etwas für seine Gesundheit: Er befolgt eine der Hauptregeln, um dem so genannten „Mausarm“ vorzubeugen.
Offiziell heisst das, was landläufig als Mausarm bezeichnet wird, RSI-Syndrom. RSI steht für „Repetitive Strain Injury“, also eine Verletzung durch wiederholte Belastungen. Davon gibt es im Büro eine ganze Menge. Die häufigsten: Klicken und Cursorsteuerung mit der Maus. „Man muss sich das mal vor Augen führen: Die Tastatur steht vor einem, die Maus liegt rechts daneben und man starrt den ganzen Tag auf den Monitor. Die rechte Hand wird nach rechts ausgestreckt, um die Maus zu bedienen und macht immer wieder kleine, kurze Bewegungen, denn es reichen ja wenige Zentimeter aus, um den Cursor über den gesamten Bildschirm zu schicken“, erläutert Peter H. Feldmann, Ergonom beim Büromöbelhersteller König + Neurath, das Problem.
Das tut Muskeln, Sehnen und Gelenken auf die Dauer nicht gut “ schliesslich sind sie eigentlich dafür gebaut, dynamische Belastungen beim Laufen, Klettern oder anderen aktiven Betätigungen standzuhalten. Stattdessen müssen sie an einem herkömmlichen Büroarbeitsplatz stundenlang den Körper in einer eher starren Position halten und werden, wenn überhaupt, nur sehr einseitig benutzt. Die Folge sind häufig Probleme mit dem Bewegungsapparat, nicht nur in Fingern, Handgelenk und Arm, sondern auch in der Schulter und im Nacken. „Der Begriff Mausarm ist daher eigentlich irreführend“, findet Feldmann.
Die einseitige Belastung und die statische Haltung führen zu Durchblutungsstörungen und damit zu winzigen Verletzungen und Reizungen an Muskelfasern, Sehnen- und Sehnenscheiden sowie den Gelenken. Was an sich kein Problem wäre, verschlimmert sich in vielen Fällen nach und nach, weil das Gewebe nie ausreichend Zeit erhält, sich zu erholen. Die Folge sind zuerst Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Kraftlosigkeit, später dann auch Schmerzen während der Arbeit und schliesslich selbst in Ruhephasen. Spätestens dann sollte man aktiv werden, denn: „Wenn man Schmerzen hat, ist das immer ein Warnsignal des Körpers“, sagt Feldmann.