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Bittere Melonen für Diabetiker

Ist gegen überhöhten Blutzucker ein Kraut gewachsen?

Ein erhöhter Blutzuckergehalt ist am sinnvollsten und nachhaltigsten über die richtige Ernährung günstig zu beeinflussen. Die Umsetzung dieses Prinzips scheitert indes häufig. Medikamente einzunehmen ist einfacher, wenngleich nicht die beste Lösung. Ein Extrakt der Bittermelone (Momordica charantia) stellt gleichsam eine Kombination zwischen beidem dar. Als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln angewendet, vermag der Extrakt den Blutzuckergehalt zu senken. Das hat zumindest eine Untersuchung an 41 Patienten mit Diabetes Typ-2 ergeben, die rund ein halbes Jahr lang täglich vor zwei grösseren Mahlzeiten 500 Milligramm eines standardisierten Extrakts eingenommen haben.

Die Bittermelone – in Deutschland auch als Balsambirne bezeichnet – gehört zu den Kürbisgewächsen. Sie ist in Asien seit langem ein beliebtes Gemüse und wird auch in Europa immer mehr geschätzt, weil man ihr gesundheitsfördernde Eigenschaften zuschreibt. Wie Kurt Zänker vom Institut für Immunologie der Universität Witten/Herdecke erläuterte, galt das Interesse der Forschung lange Zeit der möglichen antikanzerogenen Wirkung dieser Pflanze. Was Brustkrebs und Dickdarmkrebs angeht, wurde bereits eine vorbeugende Wirkung beschrieben. Es gab ausserdem immer wieder anekdotische Berichte darüber, dass die Pflanze auch den Zuckergehalt im Blut senken kann. Ermuntert von ersten Voruntersuchungen, hat man nun von Witten/Herdecke aus eine Studie mit nicht von Insulin abhängigen Zuckerkranken unternommen. Eine Gruppe hatte vor Beginn der Behandlung Zuckerwerte von nicht mehr als 200 Milligramm pro Deziliter Blut, bei der anderen wurde dieser Wert regelmässig überschritten („Zeitschrift für Phytotherapie“, Bd. 24, S. 163).

In der ersten Gruppe wurde eine nachhaltige Senkung des Blutzuckers auf durchschnittlich weniger als 120 Milligramm beobachtet. Das bestätigte sich auch in der Senkung des HbAlC-Wertes, der die Qualität der Blutzucker-Einstellung langfristig spiegelt. Damit sind diese Patienten der Definition nach keine Dia betiker mehr, sondern haben nur noch einen gestörten Zuckerstoffwechsel. Das wurde sowohl bei solchen Patienten erreicht, die den Extrakt zusätzlich zu Antidiabetika eingenommen hatten, als auch bei jenen, die lediglich im Hinblick auf ihre Ernährung beraten worden waren. Im zweiten Kollektiv liess sich ein solcher Erfolg nur vereinzelt nachweisen.

Worauf die Senkung des Blutzuckergehalts beruht, ist noch nicht ganz klar. Man hat aus der Bittermelone ein Phytosterolin isoliert, dem eine solche Wirkung zugeschrieben wird. Des weiteren enthalten Samen und Frucht ein Polypeptid aus 166 Aminosäuren, das dem Rinderinsulin stark ähnelt, jedoch nicht dessen immunologische Gegenreaktionen hervorruft. Ob aber nun die Aufnahme des Zuckers, dessen Umsetzung im Stoffwechsel oder ganz andere Mechanismen eine Rolle spielen, ist noch offen.

Keiner der Probanden aus der jüngsten Untersuchung klagte über Unverträglichkeiten. Völlig unbedenklich ist die Bittermelone aber offenbar nicht. Bei Versuchen an Mäusen und Hunden hat man beobachtet, dass Extrakte der Frucht in hoher Dosis die Entwicklung der Samenzellen beeinträchtigten und zur Rückbildung der Hoden führten. Da die Frucht in Asien schon seit langem verzehrt wird, betrachtet man sie dennoch als sicheres Lebensmittel. Nur im Ubermass genossen ruft sie Ubelkeit und Magenschmerzen hervor. Wenn die Frucht zusammen mit blutzuckersenkenden Medikamenten eingenommen wird, sollte der Arzt davon wissen, damit der Diätplan angepasst werden kann und es nicht zu gefährlichen Unterzuckerungen kommt. MARTINA LENZEN-SCHULTE

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