Podagra

Störung des Purinstoffwechsels, die zu krankhaften Veränderungen in Gelenken und Organen führt. G. tritt als metabolisches Syndrom häufig gleichzeitig mit Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Zuckerkrankheit und Bluthochdruck auf.

Ursache: Die primäre G. betrifft fast ausschliesslich Männer, wobei die Veranlagung vererbt ist, der Ausbruch der Krankheit jedoch in hohem Masse von der Ernährung abhängt. Länger dauernde reichliche Zufuhr von Purinen, deren Stoffwechselendprodukt die Harnsäure ist, führt dazu, dass mehr Harnsäure im Körper vorhanden ist, als über die Nieren ausgeschieden werden kann (Hyperurikämie). Die Harnsäuresalze (Urate) lagern sich v.a. in den Gelenken, seltener in den Nieren ab und führen dort zu typischen Entzündungsreaktionen. Demgegenüber wesentlich seltener ist die sekundäre G., v.a. als Folge eines erhöhten Zelluntergangs (etwa bei einer Leukämie).

Befund: Typischerweise kommt es nach Feierlichkeiten mit reichlichem Genuss von Alkohol und purinhaltigen Speisen in der Nacht erstmalig und meist völlig überraschend zu einem akuten Gichtanfall mit stark schmerzhafter Schwellung, Rötung und Überwärmung eines Gelenks (Arthritis urica), meist des Grosszehengrundgelenks (Podagra). Im Blut finden sich neben dem unterschiedlich stark erhöhten Harnsäurespiegel allgemeine Entzündungszeichen. Eine Gelenkpunktion ermöglicht den mikroskopischen Nachweis der Uratkristalle, ist aber aufgrund des typischen klinischen Bildes selten nötig. Im weiteren Verlauf wechseln akute Gichtanfälle und symptomfreie Intervalle ab. Unbehandelt entwickelt sich nach 5-15 Jahren durch die häufigen Entzündungsreize eine chronische G. mit zunehmenden Gelenkzerstörungen und knotenförmigen Ablagerungen von Harnsäurekristallen in Weichteilen nahe der Gelenkoberfläche. Diese charakteristischen Gichttophi finden sich besonders an Finger- und Zehengelenken sowie im Bereich des Ohrknorpels. Zusätzlich ist in allen Stadien die Entwicklung einer Gichtniere (Gichtnephropathie) möglich. Dabei kommt es durch Uratablagerungen im Nierenmark zur Nierenbeckenentzündung, chronischem Nierenversagen und gehäuftem Auftreten von Nierensteinen.

Behandlung: Im akuten Anfall lindert Colchicin die Beschwerden schnell und eindrücklich, weshalb es in unklaren Fällen auch diagnostischen Wert hat. Alternativ oder zusätzlich können andere entzündungshemmende Schmerzmittel gegeben werden. Unterstützend wirken kühlende Umschläge mit Alkohol und Ruhigstellung des betroffenen Gelenks. Um weiteren Anfällen vorzubeugen, wird als meist lebenslange Dauertherapie die Harnsäurebildung mit Allopurinol gehemmt (Gichtmittel). Wichtig ist daneben auch eine Umstellung der Ernährung und die Gewichtsreduktion.

Bei einer purinarmen Kost sollte v.a. auf Innereien, Wild, Sardinen und Fleischextrakte verzichtet werden. Fleisch, Wurst oder Fisch dürfen nur in kleinen Portionen gegessen werden (100-150 g pro Tag), tierisches Eiweiss wird besser in Form von Milch, Milchprodukten oder Eiern zugeführt. Kaffee und Alkohol (insbesondere Rotwein, Weizenbier) sollten überhaupt nicht getrunken werden. Um der Bildung von Harnsäuresteinen vorzubeugen, muss eine ausreichend hohe Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern täglich sichergestellt sein.

Bei der wünschenswerten Gewichtsabnahme muss auf drastische Fastenkuren verzichtet werden, da dadurch der Harnsäurespiegel erhöht wird. Auch extreme körperliche Anstrengung oder Unterkühlung können Gichtanfälle auslösen.

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