Vom Aussehen her ähnelt das Mutterkraut auf verblüffende Weise der Kamille. Ähnlich wie diese findet man es auch bei uns an Wegen, Zäunen oder auf Schutthalden. Doch die Heilwirkung von Tanacetum parthenium, so der lateinische Name, zielt in eine ganz andere Richtung. Das zierliche, hübsche Gewächs kann auf eine Jahrtausende umspannende „Karriere“ als Heilpflanze zurückblicken. Aus Kleinasien stammend, hat es sich schon bei den alten Griechen einen guten Namen gemacht.
In England lautet sein Name „feverfew“, was so viel wie „wenig Fieber“ heisst. Die traditionsbewussten Briten haben das Wissen um die heilsame Wirkung dieses Krautes über Generationen bewahrt. Viele Migränekranke verzehren dort frische „feverfew“-Blätter als Sandwich zur Vorbeugung oder zum Lindern Ihrer Beschwerden. Nicht zufällig nahm die Wiederentdeckung des uralten Volksheilmittels durch die Schulmedizin deshalb auch in England ihren Anfang: Die positiven Berichte über Mutterkraut veranlassten zwei englische Forschergruppen (Murphy und Johnson) sich intensiver mit dem Mutterkraut zu beschäftigen.
Zunächst wurden die Erfahrungen von 270 Migränepatienten, die über einen längeren Zeitraum Mutterkraut eingenommen hatten, per Fragebogen erfasst. 72 % der Befragten gaben an, dass sich ihre Symptome durch Einnahme von Mutterkraut deutlich verbessert hätten. Anschliessend wurde unter Leitung des Migräne-Experten Dr. Murphy eine Studie durchgeführt, in deren Verlauf Patienten gefriergetrocknete Mutterkraut-Blätter als Tabletten einnahmen. Es handelte sich um Versuchspersonen, die schon vorher bei Migräneattacken mit einer Blall-Kost gute Resultate erzielt hatten. Weitere Versuchspersonen bekamen Placebo-Tabletten, also Tabletten, die keinen Wirkstoff enthielten. Tatsächlich beklagten sich die Patienten, die zur letzteren Gruppe gehörten, dreimal häufiger über Migräneanfälle, verbunden mit Schwindelzuständen und Übelkeit als die Patienten, die die Mutterkraut-Tabletten erhalten hatten.
Glücklicherweise wurden Nebenwirkungen während der Studie nicht registriert. Mutterkraut sollte aber trotzdem nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.
Nach viel positiven Berichten aus England, machten auch auf dem Kontinent Ärzte und Heilpraktiker gute Erfahrungen mit dem Mutterkraut. Dr. med. Uwe Mohr, niedergelassener Arzt für Sportmedizin und Schmerztherapie in Wiesbaden plädiert für Mutterkraut in Tablettenform: „Bei zwei Attacken im Monat oder wenn die Erkrankung länger als vier Tage andauert, bedeutet dies für den Patienten eine unzumutbare Belastung. In diesen Fällen ist die Migräneprophylaxe mit einem natürlichen Produkt anzuraten.“
Wichtig: Mutterkraut ist ein reines Prophylaktikum, also zur Vorbeugung geeignet, und sollte über einen Zeitraum von ca. 2 Monaten täglich eingenommen werden. Wenn der Migräneanfall einmal da ist, hilft auch kein Mutterkraut mehr. Insofern unterscheidet sich Mutterkraut nicht von vielen anderen Migränemitteln.
Aber nicht nur als Vorbeugungsmittel gegen Migräne ist das Mutterkraut bekannt. Es fördert den Appetit und wirkt aufgrund der Bitterstoffe anregend. Es weckt die Lebensgeister und wirkt allgemein belebtend.