Phytopharmaka zählen wegen ihrer guten Verträglichkeit zu den beliebtesten Arzneimitteln. Ihre Produktion verursacht allerdings eine immense Nachfrage nach Arzneipflanzen, international werden etwa 3.000 Heilpflanzenarten gehandelt. Durch die intensive medizinische Nutzung ist aber manche der wild wachsenden Pflanzenarten bedroht. Die Antwort auf die Gefährdung der Pflanzenvielfalt lautet: Kultivierung.
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Ein typisches Beispiel dafür, wie die übermäßige medizinische Nutzung eine Pflanzenart gefährden kann, liefert die Eibe. Der aus der Eibenrinde isolierte Wirkstoff Paclitaxel wurde nach seiner Zulassung in den USA 1992 in den folgenden Jahren zu dem am häufigsten verordneten Krebsmedikament. Als Folge musste bereits 1995 die Himalaja-Eibe in das Artenschutzabkommen aufgenommen werden, im Jahr 2004 folgten weitere, vom Aussterben bedrohte asiatische Eibenarten.
Neben den Heilpflanzen selbst ist auch das traditionelle Wissen über sie bedroht. Der große Wissensschatz von Naturvölkern ist häufig auf wenige alte Menschen konzentriert und wird nicht mehr weitergegeben. Die Produzenten von Phytopharmaka stehen hier vor einer großen Herausforderung, berichtete Dr. med. Martin Burkart aus Karlsruhe: „80 Prozent der gehandelten Heilpflanzen stammen heute aus Wildsammlung. Um den Pflanzenschatz auch für kommende Generationen zu erhalten ist es wichtig, nach Prinzipien für eine ökologisch verantwortungsvolle und nachhaltige Wildsammlung zu arbeiten, die auch die sozialen Aspekte in den Ursprungsländern berücksichtigen.“
Dr. Burkart ist überzeugt, dass die forschenden Hersteller pflanzlicher Arzneimittel einen aktiven Beitrag zum Artenschutz leisten, indem sie das Wissen über Heilpflanzen durch Sammlung, Forschung und Archivierung sichern. „Können medizinische Anwendungen wissenschaftlich belegt werden, schafft das Märkte auch für seltene Pflanzen und damit einen Anreiz zur Erhaltung der Artenvielfalt in den Ursprungsländern“.
Dennoch bleibt den Herstellern oft nur ein Weg, um den Bedarf an Heilpflanzen zu befriedigen: der gezielte und kontrollierte Anbau des pflanzlichen Rohmaterials. Kein leichtes Unterfangen, denn die Inkulturnahme von Arzneipflanzen ist ein langer Weg. Auswahl der Ausgangspflanzen, Züchtung wirkstoffreicher Arten, Vermehrung, Entwicklung von Technologien für Anbau, Ernte, Verarbeitung und Analytik sind die wichtigsten Schritte, um nach Jahren ein Naturprodukt in hoher pharmazeutischer Qualität und ausreichender Menge ernten zu können.
Quelle: http://www.phytotherapie-komitee.de