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Oft unbefriedigende Berichterstattung über Koma-Patienten

Medien berichten fahrlässig über Koma-Patienten Berichte oft unklar, ungenau und irreführend

Zeitungen verzerren das Bild der Öffentlichkeit über Koma-Patienten, indem sie den Patienten mehr Chancen auf Erwachen und Erholung einräumen, als sie tatsächlich haben. Vor allem Berichte über erst kürzlich erwachte Personen, die jahrelang im Koma lagen, wecken falsche Hoffnungen bei den Angehörigen. Inwieweit die Medien falsche Vorstellungen über die Chancen von Koma-Patienten vermitteln, analysierte nun eine Studie der Mayo Clinic www.mayoclinic.com in Rochester, die nun in der Oktoberausgabe des Magazins Mayo Clinic Proceedings veröffentlicht wird.

Vor allem junge Koma-Patienten, die Opfer von Gewalt oder eines Umfalls wurden, sind für die Zeitungen interessant. „Im Vergleich zu älteren Patienten, die aufgrund einer lebenslangen Krankheit im Koma liegen, haben junge Patienten die grösseren Chancen, wieder aufzuwachen und sich zu erholen“, erklärt Eelco F.M. Wijdicks, Neurointernist in der Mayo Clinic. Weiters stellen die Zeitungen oftmals nicht klar, ob es sich um ein künstliches Koma handelt oder nicht. Ohne diese Angaben kann man auch den Grund, weshalb der Patient wieder aufgewacht ist, nicht feststellen. Irreführend sei darüber hinaus die Verwendung von Polizeiberichten als Basis für die Berichterstattung, da medizinische Quellen oftmals detaillierter und genauer sind.

Ähnliche Erfahrungen machte auch Annegret Ritz, Kuratoriumsmitglied der Hannelore-Kohl-Stiftung www.kuratorium-zns.de . „Berichtet wird über seltene Fälle, die teilweise zu Sensationsmitteilungen aufgepauscht werden. Solche Meldungen führen dann letztlich zu einer falschen Erwartungshaltung bei den Angehörigen, die glauben, dass auch bei ihren Angehörigen eine Wunderheilung möglich wäre. Leider sind solche Fälle nur selten „, so Ritz im Gespräch mit pressetext.

Untersucht wurden in der Mayo-Studie 340 Berichte in 50 verschiedenen Zeitungen in jedem Bundesstaat der USA. Wijdicks stellte dabei fest, dass vor allem nach dem Bekannt werden des Falls Terri Schiavo in Florida das Interesse an Koma-Patienten enorm stieg. Theresa Marie Schiavo, kurz Terri, litt an Bulimie, wodurch sie an einen Kaliummangel erkrankte, der im Jahr 1990 einen vorübergehenden Herzstillstand verursachte. Der kurzeitige Sauerstoffmangel löste bei der damals 27-Jährigen schwere Gehirnschäden aus, wodurch sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2005, 15 Jahre lang im Wachkoma lag.

Natürlich sei es wichtig auch über positive Erlebnisse zu berichten, doch sollte man nie den Bezug zur Realität verlieren. „Wenn ein Patient nach 15 Jahren aus dem Koma aufwacht, grenzt das sicher an ein Wunder. Doch was man hier nicht vergessen darf ist, dass es nach 15 Jahren keine Chancen auf Heilung ohne Folgen gibt“, erklärt Ritz gegenüber pressetext.

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