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Hundemaul als Bakterienschleuder

Dass Bakterien aus dem Hundemaul für den Menschen gefährlich werden können, ist der Wissenschaft schon länger bekannt. Warum das so ist, hat nun eine Basler Forschergruppe erkundet: Die Krankheitserreger ernähren sich von Zuckern an der Oberfläche der Körper- wie auch Abwehrzellen und bleiben dabei vom menschlichen Immunsystem unbemerkt.

Hundebisse oder in seltenen Fällen Kratzer können zu Infektionen führen: Wissenschaftler der Universität Basel untersuchen eine Bakterienart im Hundespeichel, die Probleme bereiten kann, sobald sie in den menschlichen Kreislauf gelangen. Unsere Abwehrzellen bemerken die an das Hundemaul angepassten Bakterien kaum, daher entwickelt der Körper keine Immunabwehr. Als Nahrung dienen den Erregern Zuckerreste auf der Oberfläche der Körperzellen, so die Molekularbiologin Manuela Mally im pressetext-Interview. „Tests bei Mäusen haben uns gezeigt, dass die Bakterien nur überlebten, wenn sie diese Zuckerreste abspalten konnten.“

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Das Hundemaul-Bakterium, von dem hier die Rede ist, heißt „Capnocytophaga canimorsus“. Kompliziert wie sein Name sind auch die gesundheitlichen Folgen, die im menschlichen Körper ausgelöst werden können: Eine Infektion kann zu Blutvergiftung, Wundbrand und Hirnhautentzündung führen, im Extremfall sogar zum Tod. „Jährlich werden mehrere Menschen damit infiziert“, schätzt Mally. Aufgrund der fehlenden Meldepflicht könne man jedoch die tatsächlichen Ausmaße der Gefährdung nicht erfassen. Kein Risiko besteht hingegen für die Hunde selbst: „Sie haben das Bakterium gut unter Kontrolle“, so die Forscherin zu pressetext.

Gefährdet sind laut Mally besonders Hundebesitzer mit entfernter Milz oder instabilem Immunsystem sowie Alkoholiker: „60 Prozent der Erkrankungen kommen aus dieser Risikogruppe“. Als Vorsichtsmaßnahme rät die Expertin, nach einem Hundebiss rasch den Arzt aufzusuchen. Denn eine entsprechende Antibiotikabehandlung tötet die Bakterien schnell ab und kann eine Infektion verhindern. Schwieriger ist das Erkennen bei weniger offensichtlichen Fällen, wenn etwa ein Hund eine offene Wunde ableckt oder bei von Hunden verursachten Kratzern. In seltenen Fällen kann der Erreger bereits dadurch von Tier auf Mensch übertragen werden.

Dass das Bakterium aus dem Hundemaul negative Auswirkungen für den Menschen hat, war der Medizin schon seit den 70er-Jahren bekannt, nicht jedoch die genaueren Ursachen der Gefährlichkeit. Auch nach den jetzigen Erkenntnissen liegt noch vieles im Dunkeln: In welcher Weise etwa die Abwehrzellen des Menschen beeinflusst werden oder welche unterschiedlichen Eigenschaften verschiedene Bakterienstämme haben. „Das sind unsere nächsten Forschungsprojekte“, verrät Mally.

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