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Folgen des Bluthochdrucks noch immer stark unterschätzt

In der Bevölkerung ist das Wissen um die Folgen von hohem Blutdruck, der Hypertonie, wenig verbreitet. Für viele Menschen sind ihre eigenen Blutdruckwerte „grosse Unbekannte“. Dabei leiden rund ein Drittel der deutschen und österreichischen Bevölkerung unter Bluthochdruck, aber nur ein Bruchteil der Betroffenen kann richtig behandelt werden. Nach wie vor herrsche vor allem in Österreich unter den Betroffenen eine Strategie des Verdrängens beim Thema Hypertonie, erklärt Universitätsprofessor Jörg Slany, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie (ÖGH) http://www.hochdruckliga.at gegenüber pressetext. Anlässlich des Welt-Hypertonie-Tages am Samstag, 17. Mai, fordert die ÖHG als Sofortmassnahme zu regelmässigeren und besseren Blutdruckmessungen auf.

Rund 90 Prozent der Österreicher entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Hypertonie. „Viele wissen aber nicht, dass dieser Zustand nicht wie eine Angina-Erkrankung durch Einnahme von ein paar Tabletten zu heilen ist, sondern dass es einer langfristigen medikamentösen Behandlung bedarf“, meint Universitätsprofessor Bruno Watschinger, Nephrologe an der Medizinischen Universität Wien http://www.meduniwien.ac.at. Zudem würden die Folgeerkrankungen, die eine Hypertonie mit sich bringt, oftmals unterschätzt. Ständige Blutdruckwerte über 140/90 mmHg würden aber über kurz oder lang häufig zu schweren Komplikationen wie Schlaganfällen, Altersdemenz, Herzinfarkten, Herzschwäche und Nierenversagen führen. „Weltweit sind 50 Prozent der Herzinfarkte und 75 Prozent der Schlaganfälle durch Hypertonien verursacht“, führt Slany aus. „Die Nebenwirkungen der Hypertonie werden aber selten wahrgenommen, die Nebenwirkungen der Medikamente schon.“

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Durch gute Blutdruckeinstellung mit Werten unter 140/85 mmHg, bzw. 130/80 mmHg bei Hypertonie mit Begleiterkrankungen könnten aber die Krankenhausaufnahmen aufgrund von Herzkreislauferkrankungen um rund ein Drittel reduziert werden. „Wenn man einen überhöhten Blutdruck auf die Normalwerte senken könnte, könnte die Zahl der Schlaganfälle halbiert, die Zahl der Herzinfarkte im ein Viertel reduziert werden“, erklärt Slany. Der von den Hochdruckgesellschaften empfohlene Wert von 130/90 mmHg für Hochrisikopatienten würde jedoch von nur zehn Prozent der Betroffenen erreicht werden. Oftmals kennen die Patienten weder die internationalen Zielwerte, noch weiss rund ein Drittel der Betroffenen wie sie ihre Medikamente richtig einnehmen muss. „Hier haben wir noch ein gutes Stück Aufklärungsarbeit zu leisten“, sagt Universitätsprofessorin Anita Rieder, Sozialmedizinerin an der Medizinischen Universität Wien.

Um jedoch im ersten Schritt eine Hypertonie erkennen zu können und dann eine optimale Therapie festzulegen, bedarf es zunächst genauer ärztlicher und ambulanter Messungen, meint Universitätsprofessorin Heidemarie Pilz von der ÖHG. „Ein Wert aber sagt uns nichts, erst ab 30 Werten können wir das Blutdruckniveau eines Patienten richtig erfassen.“ Die Messungen im Krankenhaus oder der Arztpraxis würden jedoch nur einen Ausschnitt im Verlauf des Blutdrucks über den Tag widerspiegeln können. Eine genaue Diagnose sei so unmöglich. Deshalb setzt sich die ÖHG für den flächendeckenden Einsatz der 24-Stunden-Blutdruckmessung ein. Dabei wird in Abständen von 15 bzw. 30 Minuten der Blutdruck des Trägers ermittelt, sodass sich ein vollständiges Bild ergibt. „Der Blutdruck kann über den Tag nämlich erheblich schwanken, um bis zu 60 mm beim systolischen und bis zu 40 mm beim diastolischen Wert“, erklärt Pilz. Zudem könnte die sogenannte Praxishypertonie zu Verzerrungen bei Einzelmessungen führen. „Bei der 24-Stunden-Messung werden aber auch die nächtlichen Werte erfasst, die engste Korrelation zu den Folgeerkrankungen der Hypertonie haben. Ausserdem ermöglichen diese Werte eine exakte Diagnose der verschiedenen Formen der Hypertonie“, so Pilz weiter.

Prinzipiell fordern die Mediziner im Rahmen der Prävention und Früherkennung zur stärkeren Selbstmessung auf. In jedem Haushalt sollte in Selbstmessgerät vorhanden sein, so die ÖHG. Werden Blutdruckmittel eingenommen, sollte eine Selbstmessung anfänglich täglich und später einmal in der Woche erfolgen. Als ideal gilt ein systolischer Wert von 120 mmHg. „Generell sollte der Unterschied zwischen erstem und zweitem Wert aber nicht über 50 mm liegen“, fügt Pilz an. Vor allem für Menschen über 50 Jahren spiele vor aber vor allem der systolische Wert eine Rolle, da dieser den Hauptrisikofaktor widerspiegele.

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