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Blutwäsche gegen Alzheimer

Amerikanische Forscher wollen den Eiweissklumpen im Gehirn von Alzheimer-Patienten mit einer Art Blutwäsche zuleibe rücken: Anstatt die Ablagerungen direkt anzugreifen, fischen sie deren Hauptbestandteil, ein Proteinfragment namens Abeta, aus dem Blut heraus. Dadurch wird das Abeta-Gleichgewicht zwischen Gehirn und Blutkreislauf gestört und ein Abfluss der krankmachenden Proteinstücke aus dem Gehirn ausgelöst. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler die Proteinklumpen im Gehirn von Mäusen bereits um bis zu 90 Prozent reduzieren und damit die Lernfähigkeit und das Gedächtnis der Tiere deutlich verbessern. Ob diese Taktik auch beim Menschen eingesetzt werden kann, können die Forscher allerdings noch nicht sagen.

Im Fokus der Mediziner stand ein Protein namens sLRP. Es sorgt bei gesunden Menschen dafür, dass etwa 70 bis 90 Prozent des im Körper gebildeten Abetas eingefangen und unschädlich gemacht werden. Bei Alzheimer-Patienten ist diese Fähigkeit jedoch stark beeinträchtigt, konnten Studienleiter Berislav Zlokovic und sein Team zeigen: Sie hatten im Schnitt ein Drittel weniger sLRP im Blut, von dem ein grosser Teil zudem auch noch beschädigt war. Die Folge war eine drei- bis vierfach erhöhte Abeta-Konzentration im Blut “ ein Zustand, der bereits in früheren Studien mit einer Zunahme der für Alzheimer typischen Plaques im Gehirn in Verbindung gebracht worden war.

Wenn jedoch eine hohe Abeta-Konzentration im Blut mit einer hohen Abeta-Konzentration im Gehirn einhergeht, müsste umgekehrt auch eine niedrige Blutkonzentration die Abeta-Menge im Gehirn verringern, lautete die These der Forscher. Bei Mäusen konnten sie diese Vermutung bereits bestätigen: Wurden die Tiere mit einer künstlichen, hocheffizienten sLRP-Variante ausgestattet, verringerte sich die Abeta-Konzentration sowohl in ihrem Blut als auch in ihrem Gehirn um 85 bis 90 Prozent. Gleichzeitig verbesserten sich ihr Erinnerungsvermögen und ihre Lernfähigkeit so sehr, dass sie sich kaum noch von denen gesunder Mäuse unterschieden. Nebenwirkungen habe es keine gegeben, so die Forscher.

„Wir dachten immer, dass Alzheimer durch die Produktion von zu viel Abeta entsteht, aber es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass das Problem eher in einer fehlerhaften Abeta-Beseitigung liegt“, kommentiert Studienleiter Zlokovic. Obwohl es noch keine Ergebnisse beim Menschen gibt, ist der Wissenschaftler optimistisch, dass sich sein Ansatz in der Klinik bewähren wird: Er hat bereits eine Firma gegründet, die eine für den Menschen geeignete effiziente LRP-Variante entwickelt, und hofft, in etwa zwei Jahren mit den ersten klinischen Studien beginnen zu können.

Abhay Sagare (Universität in Rochester) et al.: Nature Medicine, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nm1635

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