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Sport hilft bei der Behandlung von Morbus Crohn

Sportmedizinische Studie belegt, dass der Darmkrankheit Morbus Crohn mit Ausdauersport entgegengewirkt werden kann.

Mediziner der Kliniken in Frankfurt am Main, Mainz und Aschaffenburg weisen erstmals in einer Studie die positive Wirkung von Ausdauersport auf den Krankheitsverlauf von Morbus Crohn nach. Eine erste Bewertung – seit dem Studienstart im Januar 2005 nehmen bisher knapp 80 Patienten teil – scheint zu bestätigen, dass sich die Krankheitsentwicklung in den entzündungsfreien Phasen (Remission) positiv beeinflussen lässt. Dies bestätigte Professor Dr. Dr. J. Stein von der Medizinischen Klinik I des Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, einer der insgesamt vier Studienleiter. Die Studie zur sportmedizinischen Intervention bei Morbus Crohn wird von Internisten mit gastroenterologischem Schwerpunkt, Sportmedizinern und Sportwissenschaftlern geleitet. Konzipiert wurde die Studie in Zusammenarbeit mit Professor Dr. M. Jung, Leiter des Instituts für Sportmedizin der Universität Mainz. Die endgültige Auswertung wird zum Ende des dritten Quartals 2006 erwartet.

Beschwerdefreie Phasen stabilisieren

Weltweit zum ersten Mal widmet sich eine sportmedizinische Studie Krankheitsverläufen im gastroenterologischen Bereich. Die Studienleiter gehen dabei der Frage nach, ob durch Ausdauersport der Krankheitsverlauf von Morbus Crohn positiv beeinflusst oder stabilisiert werden kann und inwiefern sich Sport positiv auf die Lebensqualität von Patienten mit Morbus Crohn auswirkt. Die Ursachen der Erkrankung sind nicht hinlänglich bekannt und eine spezifische heilende Behandlung gibt es nicht. Ziel des behandelnden Arztes ist es, mit Hilfe von Medikamenten akute Phasen eines Krankheitsschubs möglichst schnell in eine beschwerdefreie Phase (Remission) zu überführen und diese aufrechtzuerhalten. „Wir möchten mit der sportmedizinischen Intervention – alternativ zur Medikamententherapie – die beschwerdefreie Phase durch kontinuierliche Stärkung des Immunsystems stabilisieren“, legt Professor Stein dar.

An der Studie nehmen Frauen und Männer zwischen 18 und 55 Jahren Teil, jedoch erst nach Abklingen einer entzündlichen Aktivität. Keiner der Teilnehmer wurde vor der Studie gegen Morbus Crohn behandelt. Die Patienten unterziehen sich einem dreimonatigen Trainingsprogramm mit zwei Laufeinheiten von je 90 Minuten pro Woche. Es kommt eine Trainingseinheit pro Woche hinzu, die der Patient selbst vornimmt. Das Training überwachen Sportmediziner der autorisierenden Kliniken und Unikliniken an den Standorten Aschaffenburg, Frankfurt und Mainz. Die dreimonatige Sportintervention mündet in sportärztliche Hausaufgaben, die die Patienten über neun Monate übernehmen.

Messgrössen „Lebensqualität“ und „Krankheitsaktivität“

Die Studie misst in erster Linie die Krankheitsaktivität und die Lebensqualität des Morbus-Crohn-Patienten. Die Krankheitsaktivität erfasst der so genannte CDAI-Index (Crohn’s Disease Activity Index) auf einer Punkteskala von null bis 600 Punkten. So schätzen die Mediziner das Ausmass der Aktivität zwischen klinischer Remission (bis 150 Punkte) und einem Schub mit hoher Aktivität (über 300 Punkte) ein. Die Lebensqualität des Patienten wird mittels eines international anerkannten Fragebogens (SF-36) erfasst. Darin sollen acht Dimensionen sichtbar machen, wie sich die Krankheit während des Sportprogramms in Körper und Seele des Patienten äussert. Vier Dimensionen beziehen sich auf körperliche Aspekte wie Funktionsfähigkeit, Schmerzen und Gesundheitswahrnehmung. Die übrigen vier Dimensionen beleuchten psychische Aspekte wie Vitalität, psychisches Wohlbefinden und soziale Funktionsfähigkeit.

Derzeit leiden schätzungsweise 380.000 Menschen an chronisch- entzündlichen Krankheiten des Magen-Darm-Traktes, hiervon ca. 190.000 an Morbus Crohn. Allein im Raum Wiesbaden, Süd- und Mittelhessen verzeichnen die Statistiken jährlich circa 120 – 150 neue Fälle (mit steigender Tendenz). Die Hauptsymptome der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sind heftige kolikartige Bauschmerzen, Gewichtsverlust, Erschöpfungszustände und häufig auftretender Durchfall. Hinzu kommt neben den körperlichen Einschränkungen die psychische Belastung der Betroffenen; ausserdem ist Morbus Crohn immer noch für viele ein Tabu- Thema. Die beschwerdefreien Remissionsphasen sind daher eminent wichtig, denn hier fällt den Patienten ein geordneter Alltag leichter.

Ein Auslöser für die Studie war für die Ärzte das medizinische Wissen um die kontinuierliche Stärkung des Immunsystems durch Ausdauersport. Mit Morbus Crohn gehen ein schwaches Immunsystem und eine schwache Durchblutung einher. Sämtliche Studienleiter, unter ihnen begeisterte Marathonläufer, sehen einen Zusammenhang zwischen diesem immunsteigernden Effekt des Sports und der Stabilisierung der Remissionsphase.

Weitere Infos finden Sie hier …

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