Porentief rein sollen Bad, Küche und Kleidung sein. Damit kein Schmutz und kein Bakterium in unsere Nähe kommt, wird Zahnpasta mit dem Desinfektionsmittel Triclosan versetzt, Spülmittel mit antibakteriellen Wirkstoffen präpa-riert, und antimikrobielle Substanzen in Textilien sollen die Schweiss- und Geruchsbildung stoppen. Aber wer sich mit porentiefer Reinheit in Sicherheit wähnt, täuscht sich möglicherweise. Nach Forschungen des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg sind die antimikrobiellen Zusatzstoffe gegen Bakterien nahezu wirkungslos – aber dafür gefährlich für den Menschen.
„Gar nichts davon ist hygienisch notwendig – alles völlig überflüssig. Ganz im Gegenteil, die Anwender können geschädigt werden, etwa durch Allergien. Denn es gibt überhaupt keine antimikrobiellen Zusätze, die keine Allergien verursachen können“, urteilt der Institutsleiter Professor Franz Daschner. So wird etwa das in einem bekannten Haushaltsreiniger enthaltene Benzalkonium-chlorid in den technischen Regeln für Gefahrenschutz als hochgradig allergie-auslösend eingestuft. Ein anderes Beispiel: „Das in verschiedenen Zahnpastas eingesetzte Desinfektionsmittel Triclosan greift in den Leberstoffwechsel ein und ist schwer abbaubar. Die Folgen sind noch völlig unerforscht“, erläutert Daschners Mitarbeiter, der Biologe Armin Schuster.
Der Verbraucher erfährt aber meistens weder auf der Verpackung noch in der Werbung die genauen Inhaltsstoffe der Produkte. Für Daschner ein unhaltbarer Zustand: „Wenn schon Stoffe zugesetzt werden, dann ist es die Pflicht der Her -steller zu informieren, was drin ist, in welcher Konzentration und mit welchen Nebenwirkungen – so wie bei Medikamenten. Solange das nicht der Fall ist, ist das eine üble Kampagne.“ Doch bis jetzt gebe es keine Verordnung, die eine Kennzeichnung solcher Zusatzstoffe in Textilien oder Reinigungsmitteln zwingend vorschreibe. Einzig bei Körperpflegemitteln helfe ein Blick auf die Packung: Auf Deostiften oder Zahnpasta müssten die Zusatzstoffe angegeben werden.
Bei Socken, Bettwäsche oder Sportkleidung wird oft mit dem geruchshemmenden Effekt der angeblichen Bakterienkiller argumentiert. Doch wirken diese Mittel nach Erkenntnissen der Wissenschaftler genau wie in Haushaltsreinigern meist nur gegen eine Hand voll von mehreren hundert Bakterienstämmen. Und unange -nehme Gerüche liessen sich damit auch nicht stoppen: Sie entstünden durch den Abbau organischer Substanzen – riechende Wäsche sei also einfach schmutzig. Dieses „Problem“ werde nicht durch antimikrobielle Ausrüstung, sondern mit der Waschmaschine behoben. „Ganz normales Waschen reduziert die Keimzahl in Textilien so, dass man keine Zusätze mehr braucht. Ganz abgesehen davon: Mit dem Waschen lösen sich die antibakteriellen Stoffe sowieso aus den Textilien heraus“, meint Daschner.
Durchgeschwitzte T-Shirts hören dem Experten zufolge also erst dann auf zu stinken, wenn sie gewaschen werden, da hilft auch kein Ethylenglykol. Und die Zähne würden auch mit herkömmlicher Zahnpasta ohne Triclosan sauber, genauso wie der Abwasch und der Hausputz auch ohne Benzalkoniumchlorid bestens funktionierten: „Ganz normales Putzen mit umweltfreundlichen Reinigungsmitteln genügt völlig. Man muss nicht auch noch die chemische Keule einsetzen“, rät Daschner.
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