Zuviel Testosteron durch Anabolikamissbrauch kann Hirnzellen in den Selbstmord treiben
Erhöhte Werte des Geschlechtshormons Testosteron töten Nervenzellen ab. Ein überhöhter Testosteronspiegel, wie er durch den Missbrauch von Anabolika zum Aufbau von Muskelmasse entsteht, kann so zu einem dramatischen Verlust von Hirnzellen führen. Das schliessen amerikanische Forscher aus den Ergebnissen ihrer Studien an kultivierten Nervenzellen im Labor.
Hohe Dosen von Testosteron lösten bei den im Labor gezüchteten Nervenzellen den so genannten programmierten Zelltod aus, beobachteten die Wissenschaftler. Dieser Mechanismus ist ein natürlicher Teil vieler wichtiger Lebensfunktionen. Wenn er allerdings gestört ist, kann er auch zu Krankheiten wie beispielsweise Alzheimer führen. Den Neurologen zufolge greift zuviel Testosteron in Signalsysteme der Zelle ein, die daraufhin ihr Selbstzerstörungsprogramm einleiten. Normale Konzentrationen von Testosteron beeinträchtigten die Lebensfähigkeit der Nervenzellen dagegen nicht.
Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon und steuert massgeblich die körperliche Entwicklung, aber auch das menschliche Verhalten. Frühere Studien zeigten bereits, dass die Einnahme hoher Dosen männlicher Geschlechthormone Übererregbarkeit, aggressives Verhalten und die Neigung zu Selbstmord auslösen kann. Auch in Deutschland ist der Gebrauch von Anabolika zum Muskelaufbau weit verbreitet. Laut Studien gehen die Zahlen in die Hunderttausende.
Anabolika ist der Oberbegriff für Substanzen, die den Proteinaufbau im Körper fördern. Neben Testosteron selbst kommen dabei auch künstlich hergestellte so genannte Steroide zum Einsatz, die dem Testosteron ähneln. Den Forschern zufolge könnte die Ursache für die gefährlichen Nebenwirkungen der Anabolika auch die nervlichen Veränderungen sein, die übertriebene Testosteronwerte verursachen.
Barbara Ehrlich (Yale-Universität, New Haven) et al.: Journal of Biological Chemistry, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1074/jbc.M603193200