Australische Forscher haben entdeckt, warum ältere Menschen bei warmem Wetter eher zur Dehydrierung neigen als jüngere: Sie empfinden nach dem Trinken schneller ein Sättigungsgefühl und nehmen daher weniger Wasser zu sich. Verantwortlich dafür ist eine Kombination aus alternden Nerven in Mund, Rachen und Magen sowie eine beeinträchtigte Verarbeitung der von diesen Nerven gemeldeten Daten im Gehirn, vermuten die Wissenschaftler. Das führt zu einer Überschätzung der konsumierten Flüssigkeitsmenge vonseiten des Gehirns. Begegnen könne man diesem Problem mit Hilfe von festen Trinkplänen, empfehlen die Forscher.
Durst entsteht, wenn aufgrund von Wassermangel die Konzentration bestimmter Salze im Blut zu- und das Blutvolumen abnimmt. Wird dem Körper daraufhin wieder Wasser zugeführt, melden Drucksensoren in Mund, Rachen, Speiseröhre und Magen dem Gehirn in einer festgelegten Reihenfolge die Ankunft der Flüssigkeit. Als Reaktion darauf löst die Steuerzentrale einen Stopp sämtlicher Massnahmen aus, mit denen dem Flüssigkeitsmangel Einhalt geboten werden soll, und das Durstgefühl verschwindet. Dabei findet die Gegensteuerung bereits statt, bevor das Wasser tatsächlich durch den Darm ins Blut gelangt. Die Meldung der Drucksensoren muss also ganz genau widerspiegeln, wie viel Wasser auf dem Weg ist, damit nicht fälschlicherweise eine Sättigung signalisiert wird.
Genau dieser Mechanismus scheint bei älteren Menschen beeinträchtigt zu sein, schliessen die Forscher nun aus ihrer Studie. Darin hatten sie verglichen, wie die Gehirne junger Männer mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren und von im Durchschnitt 68 Jahre alten Männern auf steigende Salzkonzentrationen im Blut und anschliessendes Trinken reagierten. Weder das Durstgefühl noch die Blutwerte oder die Hirnaktivität unterschieden sich signifikant zwischen den beiden Gruppen, ergab die Auswertung. Erst als die Probanden tranken, um den Durst zu stillen, zeigte sich eine Differenz: Die Älteren tranken nicht einmal halb so viel wie die Jüngeren und berichteten trotzdem von einem gleich starken Sättigungsgefühl. Zudem reagierte ihr Gehirn stärker auf geringe Wassermengen.
Bei den älteren Probanden sind die Messungen der Sensoren an den Nerven im Verdauungstrakt demnach nicht mehr so genau, vermuten die Forscher. Vor allem die weniger festen Magenwände, die nach dem Trinken schneller aussacken, tragen ihrer Ansicht nach zur Überschätzung der Wassermenge bei. Zusätzlich könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass es bei der Verarbeitung dieser Messwerte im Gehirn Probleme gibt. Das Durstgefühl selber sei hingegen wohl kein entscheidender Faktor für das im Alter veränderte Trinkverhalten: Es sei etwa genauso stark gewesen wie bei den jüngeren Probanden, so die Forscher.
Michael Farrell (Universität von Melbourne, Parkville) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0710572105