Inga Tönnies begleitet seit vier Jahren ihre demenzkranke Mutter. Auf der Suche nach Literatur stellte sie fest, dass die vorhandenen Bücher zum Thema Demenz eher auf der pflegerischen oder medizinischen Ebene bleiben und stets den kranken Menschen ins Zentrum stellen, nicht die Angehörigen mit ihren seelischen Belastungen. So ermutigte sie pflegende und begleitende Angehörige, über ihre Gefühle zu sprechen, die durch die Demenz eines nahestehenden Menschen ausgelöst wurden. Wir erfahren, welche Gesichter die Krankheit haben kann, und was den Angehörigen dadurch abverlangt wird – auch und vor allem psychisch: Das, was einmal selbstverständlich war, Sorgen und Freuden zu teilen, das geht nicht mehr. Mit wachsender Verwirrtheit geht die Einfühlungsfähigkeit verloren, am Ende haben die Kranken nicht einmal mehr Namen für ihre Nächsten. Dass diese darüber nicht nur Trauer empfinden, sondern auch Wut, Scham, Hilflosigkeit, Überforderung, Schuld und Kränkungen erleben, ist nicht erstaunlich. Doch viele berichten auch von Möglichkeiten, die sie gefunden haben, um sich in dieser Situation ein wenig zu entlasten.
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