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Johanniskraut und Pille – wirklich ein Problem?

Rund 6,6 Millionen deutsche Frauen nehmen die Anti-Baby-Pille, viele von ihnen eines der besonders niedrig dosierten Präparate. Wenn diese Frauen die erschreckend lange Packungsbeilage wie empfohlen lesen, stoßen sie auf folgenden Satz: „Pflanzliche Präparate, die Johanniskraut (Hypericum perforatum) enthalten, sollten bei Anwendung des Kontrazeptivums nicht verwendet werden“. Geht durch das bewährte pflanzliche Antidepressivum die Schutzwirkung der Pille wirklich verloren? Dieser Frage sind in letzter Zeit mehrere Forschungsgruppen nachgegangen. Das Ergebnis vorweg: Ein Versagen der Pille fand sich in keiner der Studien.

Johanniskraut gehört zu den am besten erforschten Heilpflanzen. Seine Extrakte haben sich in vielen Studien als sichere und effektive Antidepressiva erwiesen. Durch diese Forschung sind allerdings auch einige Wechselwirkungen entdeckt worden. So erhöhen Johanniskrautextrakte z.B. die Aktivität des Leberenzyms Zytochrom P450, was die Ausscheidung bestimmter Medikamente beschleunigen kann. Wie es sich auf hormonelle Kontrazeptiva auswirkt, haben gleich mehrere Studien geprüft.

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In einer Studie von Prof. Dr. Stephen D. Hall (Indianapolis) im Auftrag der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zeigte sich zwar bei gleichzeitiger Einnahme von Johanniskraut und einer niedrig dosierten Antibaby-Pille eine höhere Rate an Zwischenblutungen. Der Hormonspiegel wurde jedoch nicht beeinflusst, es fand daher auch keine Beeinträchtigung der Schwangerschaft verhütenden Wirkung statt. (Hall et al., Clin Pharmacol Ther 2003).

Dr. Arabella Pfundner und ihre Kollegen vom Universitätsspital Basel untersuchten bei 18 gesunden Frauen die gleichzeitige Einnahme des Johanniskraut-Extrakts LI160 und eines Kontrazeptivums mit 0,02 mg Ethinyloestradiol und 0,150 mg Desogestrel. Auch sie registrierten eine erhöhte Zahl von Zwischenblutungen, die Hormonspiegel blieben jedoch auch hier unverändert. Im Ultraschall konnte bei keiner der Probandinnen ein Eisprung festgestellt werden (Pfrundner A. et al, B .J Clin Pharmacol 2003).

Die Berliner Arbeitsgruppe von Dr. Liane Will-Shahab überprüfte den Einfluss des Johanniskraut-Extrakts Ze117 auf den Abbau der Hormone eines niedrig dosierten Pillenpräparats bei 16 Frauen. Sie fand eine geringfügige Abnahme der Bioverfügbarkeit der im Pillenpräparat enthaltenen Hormone. Sie war jedoch so gering, dass sich an der hormonellen Wirksamkeit nichts änderte. Die Serumspiegel der Sexualhormone LH, SSH und SHBG zeigten, dass die Verhütungssicherheit zu jedem Zeitpunkt gegeben war. Zwischenblutungen, wie sie in den anderen Studien aufgetreten waren, wurden in dieser Studie nicht registriert (Will-Shahab L. et al. Eur. J. Clin. Pharmacol. 2009).

Weitere Informationen zu Phytotherapie finden Sie unter www.phytotherapie-komitee.de

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