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Allergien: Früherkennung verhindert Ausbildungsabbruch

Rund 30.000 Jugendliche in Deutschland brechen jährlich ihre Ausbildung aus gesundheitlichen Gründen ab, schätzt die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Dabei leiden Angehörige von Pflegeberufen oder Berufsgruppen wie Bäcker, Friseure, Floristen oder Maurer besonders häufig unter Allergieproblemen, weil sie bestimmte Arbeitsstoffe nicht vertragen. Das Landesgesundheitsamt Brandenburg führte deshalb das Modellprojekt „Allergie und Berufswahl“ durch.
Durch verschiedene Massnahmen verbesserte das Projekt die Früherkennung allergischer Erkrankungen beziehungsweise von Atopien ebenso wie die berufsbezogene Beratung der Betroffenen.

Zu diesem Ergebnis kommt das IGES Institut für Gesundheits- und Sozialforschung, das im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) eine Struktur- und Prozessevalution des Modellprojekts durchführte. Die Ergebnisse liegen als Forschungsbericht 1094 „Allergie und Berufswahl“ vor.

Die Massnahmen des Modellprojekts fanden in zwei Interventionsregionen (Kreis Teltow-Fläming und Potsdam-Stadt) statt, die mit zwei anderen Regionen im Land Brandenburg (Kreis Märkisch-Oderland und Cottbus) verglichen wurden. Die verschiedenen Interventionsmassnahmen lassen sich fünf Zielbereichen zuordnen. Verbessert werden sollte die Zusammenarbeit der wichtigsten beteiligten Akteure, die Beratungskompetenz, die Früherkennung von Atopien beziehungsweise allergischer Erkrankungen durch ein standardisiertes ärztliches Atopiescreening, die medizinische und berufsbezogene Beratung von atopischen Jugendlichen sowie die Kenntnisse der Schulabgänger über Allergien und Berufswahl. Die Kinder- und Jugendgesundheitsdienste (KJGD) führten das Atopiescreening im Rahmen der Schulabgangsuntersuchungen durch, die im Land Brandenburg im Laufe des 10. Schuljahrs durchgeführt werden. Je nach Ergebnis berieten die KJGD-Ärzte auffällige Schüler unmittelbar zum Thema Allergie und Berufswahl oder überwiesen sie zu einer weitergehenden diagnostischen Abklärung. Anschliessend wurde den Schülern erneut eine Beratung angeboten. Zudem fanden in den 10. Klassen einer Interventionsregion spezielle Unterrichtseinheiten zur Thematik statt. Bereits im Vorfeld erhielten KJGD-Ärzte sowie Berater der Arbeitsagentur Schulungen und Informationen.

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Zur Evaluation zogen die Forscher einerseits die Schülerangaben im ärztlichen Allergiescreening-Fragebogen sowie die zu jedem Fall von den KJGD-Ärzten ausgefüllten Dokumentationsbögen heran. Zum anderen führten sie briefliche Befragung bei einer Teilstichprobe der untersuchten Schüler durch. Insgesamt wurden 4.542 Abgangsschüler untersucht. Rund jeder Vierte (24,5%) war Atopiker. Bei mindesten jedem siebten (15%) der Betroffenen lag bislang keine entsprechende ärztliche Diagnose vor. Insgesamt berieten die KJGD-Ärzte etwa 90 Prozent der atopischen Schüler.

Das Modellprojekt macht deutlich, dass sich die Früherkennung von Atopikern sichtlich verbessern lässt. Der Ausbau der allergie- und berufsbezogenen Beratung durch die KJGD-Ärzte führte dazu, dass sich Betroffene für weniger gesundheitlich riskante Berufe entschieden.

Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Forschungsbericht Fb 1094 „Allergie und Berufswahl. Struktur- und Prozessevaluation eines regionalen Modellvorhabens verbesserter Berufsberatung zur Vermeidung bzw. Verminderung berufsbedingter allergischer Erkrankungen“; H.-D. Nolting, D. Niemann; 126 S.; ISBN 978-3-86509-763-7, EUR 12,50. Zu beziehen beim Wirtschaftsverlag NW, Postfach 10 11 10, 27511 Bremerhaven, Tel.: 0471/945 44 61, Fax 0471/945 44 88.

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