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Spiegeltherapie verringert Phantomschmerz

Beinprothese: Verlorene Gliedmaße schmerzt oft weiter (Foto: Flickr/Leuthard)

Die Therapie mit einem Spiegel hilft Bein- oder Armamputierten dabei, chronische Phantomschmerzen zu verringern. Im Gehirn stimuliert diese Behandlungsform neue Regionen, die ursprüngliche Zentren für Motorik ersetzen, berichten Neurologen der Meduni Wien http://meduniwien.ac.at/neurologie im Fachmagazin „Fortschritt Röntgenstrahlen“.

Illusions-Therapie

250.000 Amputierte leben derzeit alleine in Deutschland, und die Zahl nimmt parallel zum Anstieg der Lebenserwartung und der Diabetes-Fälle ständig zu. Drei von vier Arm- oder Beinamputierten spüren im fehlenden Körperglied Kribbeln oder elektrisierende Schmerzen, sogenannte „Phantomschmerzen“. „Die erste Wahl sind hier Medikamente im Reha-Zentrum oder Spital, doch bei einem beträchtlichen Anteil der Patienten gehen die Schmerzen nicht völlig weg“, berichtet Studienleiter Stefan Seidel.

Die Wirkung einer zusätzlichen Spiegeltherapie untersuchte Seidel bei acht Beinamputierten. In zwölf Sitzungen innerhalb von drei Wochen bewegten die Probanden im Langsitz das gesunde Bein, während ein Spiegel zwischen den Beinen vorgaukelte, auch das andere, amputierte Bein sei noch vorhanden und bewege sich mit. „Ein Faktor des Phantomschmerzes geht auf das Missverhältnis zurück, dass man das verlorene Bein noch spürt, es aber nicht sieht. Hier setzt die Spiegeltherapie an“, erklärt der Forscher.

Heilung durch Umlernen

Erwartungsgemäß verringerte sich der mittlere Schmerz im Verlauf der Therapie in der klinischen Messung deutlich. Neue Ergebnisse lieferte zusätzlich die Messung der Gehirntätigkeit per funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) vor und nach der Behandlung. Deutlich erhöht war nun die Aktivität im Stirn- und Schläfenlappen. Die beiden Areale sind ursprünglich nicht primär für die Motorik zuständig, sondern für Planung und Kontrolle von Bewegungen und Abläufen“, so Seidel.

Das lernfähige, plastische Gehirn erlaubt somit, Schmerzwahrnehmung durch Verschiebung der Aufgaben zwischen einzelnen Arealen zu verändern. Das Alter des Patienten dürfte dabei keine wichtige Rolle spielen, wurde der Effekt doch bei 30- und 70-jährigen Probanden gleichermaßen beobachtet. „Allerdings verlief die veränderte Gehirnaktivität nicht bei allen gleich. Wenn man das Motor-Netzwerk durch Spiegeltherapie oder andere ‚Mind-Body-Interventionen‘ ganz individuell aktiviert und trainiert, treten deutlich weniger Phantomschmerzen auf.“

Prothese bringt Vorteile

Ein wichtiges Kriterium für die Heilung von Phantomschmerzen ist auch der Gebrauch der Prothese. Wiesbadener Forscher konnten 2009 erheben, dass der Schmerz umso eher besiegt werden kann, je verschmolzener sich ein Patient mit der Prothese fühlt (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20090827042 ). Je öfter die Prothese getragen wird, desto eher verschwindet der Schmerz, so auch der Eindruck des Wiener Neurologen.

 

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